Wednesday, March 28, 2007

Lars in Bristol

Okay, in der letzten Woche habe ich kaum was von mir hoeren lassen. Das liegt daran, dass ich Besuch von Lars hatte. Letzten Dienstag kam er abends an, und nach einem kleinen, die britische Zeitzone betreffenden Missverstaendnins holte ich ihn Abends am Busbahnhof ab. Die naeschsten beiden Tage zeigte ich ihm Bristol. Am Mittwoch, den wir mit einem echt englischen Fruehstueck begannen, sahen wir uns den Hafen und die "Altstadt" oder was noch davon uebrig ist an (Bristol ist im zweiten Weltkrieg ziemlich zerstoert worden). Wir besichtigten St Mary Redcliffe (Foto), eine der schoensten der zahlreichen bristoler Kirchen. Dann liefen wir um den Hafen und besichtigten die SS Great Britain, eines der ersten motorenbetriebenen Schiffen der Welt. Konstruiert wurde es von Isambard Kingdom Brunel, einem bekannten bristoler Ingenieur, der auch den Bahnhof und die Clifton Suspension Bridge baute. Zunaechst sah man das Schiff im "Wasser" liegen. In Wirklichkeit ist es von einer Plexiglasscheibe umgeben, auf der vielleicht 5 cm Wasser stehen. Man kann unter diese Scheibe, also "unter Wasser" gehen und einmal um das auf dem trocken liegende Schiff herumlaufen. Das ist ziemlich beeindruckend. Dann gibt es noch eine Ausstellung ueber die Geschichte des Schiffes (es wurde umgebaut zum Segelschiff, weil so mehr Platz fuer Ladung und Passagiere nach Australien war) und zum Schluss als schwimmendes Lagerhaus verwendet. Auch auf das Schiff durfte man. Im Inneren hatte man die Raeume aus den Zeiten als Passagierschiff nach Australien rekonstruiert. Schliesslich schauten wir uns noch die "Christmas Steps" und Broadmead, Bristols Einkaufszentrum an, um Lars den eigenwillig-kreativen englischen Stil zu zeigen, und gingen in eine Kunstgalerie am Hafen. Am naechsten Tag, an dem wir nicht mehr ganz so schoenes Wetter hatten, waren dann Park Street, die Kathedrale Clifton und die Suspension Bridge dran. Da wir daran vorbei kamen, zeigte ich Lars auch das Students Union Building. Die Union ist so was wie eine Kreuzung aus Fachschaften, allen studentischen Sozialdiensten und Volkshochschule. In dem Gebaeude befindet sich eine Kneipe (die epi-bar), ein Cafe, das International Office, das Accomodation Office, ein Waschsalon und diverse Raeume, die von den Societies genutzt werden. Es gibt ein Toepferstudio, Raeume mit Musikinstrumenten, und so weiter. Unten ist auch noch ein Shop, in dem es diverse "Fanartikel" der Bristol University gibt. Diesen zeigte ich Lars.
Am Abend hatten wir ein kleines Abendessen mit David, Heidis Freund, der ebenfalls Physiker ist, und Clothilde, einer franzoesischen Juristin.
Am naechsten Tag standen wir frueh auf, um einmal durch Somerset zu fahren. Wir begannen mit der ruhigen und schoenen Kathedrale von Wells und fuhren dann weiter nach Cheddar, wo wir die tiefste Schlucht Englands mit Tropfsteinhoehlen besichtigten. In einer rettenten wir die Welt: sie hatten Papmarche-elben und kleine Daemonen gebaut, an denen wir vorbei mussten, um einen Kristall anzufassen. Im Hintergrund hoerte man eine Stimme vom Band. Natuerlich beruehrte im entscheidenden Moment, als wir vor dem totenkoepfig-gehoernten Boesewicht mit seinem Drachen standen, keiner den Kristall. Trotzdem erklang eine liebliche Melodie, buntes Licht kam von der Decke, und - oh Wunder- wir hatten das schoene in der Welt durch blosses rumstehen gerettet. Anschliessend, nach dem erfolgreichen "Cristal Quest", kletterten wir eine Treppe hinauf und standen oben am Rand der Schlucht. Dort picknickten wir und liefen dann oben an der Schlucht entlang- und genossen die Aussicht. Von den wilden Tieren - einer Herde Ziegen- liessen wir uns nicht beeindrucken. Am anderen Ende der Schlucht, an dem wir den Abhang eher herunterrutschten als liefen, beschlossen wir nicht den Wanderweg zu nehmen, der wieder den Abhang hoch und auf die andere Seite der Schlucht fuehrte, sondern durch die Schlucht zurueck zu laufen. Der Haken war, dass es nur eine Strasse, aber keinen Fussweg gab. Doch wozu reist man in der Nebensaison? Es waren kaum Autos unterwegs, und der Weg lohnte sich wirklich. Schliesslich gingen wir in eine weitere Tropfsteinhoehle und danach noch in ein Museum, dass ueber die Leute berichete, die einst in der Hoehle gewohnt hatten und wohl Kannibalen waren (bei der Gelegenheit grinste mich auch mal wieder Armin Meiweis an...)
Schliesslich fuhren wir von Cheddar nach Weston super Mare ans Meer. Leider stiegen wir zu frueh aus und liefen am Industrieviertel vorbei durch die Stadt zum Strand. Dort war leider Ebbe, und so sahen wir Sand, Pier und Inseln, aber kein Meer. Wir kamen spaet nach Hause und fielen ziemlich muede ins Bett.
Trotzdem fuhren wir am naechsten Tag nach Oxford. Ueber diese Stadt habe ich schon einiges geschrieben. Trotzdem war ich froh, nochmal dort zu sein und mir einige Gebaeude, die ich beim letzten mal verpasst hatte, anschauen zu koennen. Wir liefen durch die Stadt und liessen die Architektur auf uns wirken, ab und an schauten wir durch die Tore in die einzelnen Colleges hinein. Auf den Bildern seht ihr die Radcliffe Camera, eines der bekanntesten Gebaeude Oxfords, und einen der Innenhoefe von Merton Colledge, Oxfords aeltestem Colledge. Am Abend versuchte ich dann doch, Lars das Nachtleben von Bristol zu zeigen. Da es gerade Ferien gegeben hatte, war alles ziemlich voll und Lars trotz aller Vorbereitungsversuche vom Kleidungsstil geschockt. Immerhin entdeckte er den Cider fuer sich.
Sonntag ruhten wir uns dann aus und taten nicht so viel. Allerdings bin ich jetzt stolze Besitzerin der ersten Staffel von Ally McBeal, also genau das richtige fuer verzweifelte Studentinnen des Common Law.
Am Montag wollten wir nach London. Ich hatte schon frueh Tickets gebucht, und wir standen entsprechend frueh auf. Nur leider nicht frueh genug, denn wir hatten verpeilt, dass in England auf Sommerzeit umgestellt worden war. So verpassten wir unseren Bus. Nach einigem Ueberlegen und einem Besuch beim Bahnhof, bei dem wir diverse Gratis-Kaugummis abstaubten, entschieden wir uns den naechsten Bus nach London um 11.15 zu nehmen. So kamen wir dann statt um 10.20 um 13.45 in London an. Die Stunden dort lohnten sich trotzdem. Wir liefen durch die Stadt, schauten uns das British Museum an (wir waren beide von der Sammlung von Aegyptischen Skulpturen und Assyrischen Wandreliefs angetan, von der Ausstellung von europaeischen Stuecken enttauescht und ich fand auch die griechische Sammlung beeindruckend), assen etwas in Soho und fuhren dann um 19.30 zurueck nach Bristol. Auf den unteren beiden Bildern sieht man das British Museum und mich mit dem Kopf eines Pharaos.
Lars letzten Tag hier verbrachten wir wieder entspannt. Wir gingen spazieren, wir schauten uns die Stadt vom Cabot Tower, einem Aussichtsturm in einem Park in der Mitte der Stadt, aus an und am Abend assen wir Fish and Chips.
Insgesamt war es eine sehr schoene Woche "Urlaub zu Hause".

Monday, March 19, 2007

Uni, Cheltenham und St Patick's Day

Der Term (das Trimester) neigt sich dem Ende zu. In der letzten Woche, die am Sonntag abend relativ entspannt mit einem letzten Besuch der Fine Film Soc begann (der Film war "Thank you for smoking", bitterboese aber sehr lustig), fanden einige meiner letzten offiziellen Tutorials statt. Nach dem termbreak habe ich so gut wie keine Uni mehr, dafuer aber vorraussichtlich mehrere triste Stunden in der Bib zum Wiederholen. Ende Mai sind dann die Klausuren, und dann bin ich fertig!
Mir faellt auf, dass ich die Tutorials noch nicht naeher beschrieben habe. In Tort Law (Deliktsrecht) habe ich einen Tutor mitte 50, der wunderbares Oxford-English spricht, aber auch ein bisschen kauzig ist. Sogar die englischen Studenten finden das. Er scheint ein echtes Original der Uni zu sein. Das Tutorial findet in seinem Buero statt, wo ca 12 Stuehle an der Wand stehen und wir in einer Reihe sitzen. Auf seinem Schreibtisch sitzen zwei riesige Teddybaeren. In Tort lerne ich dank dem etwas eigentuemlichen Humor dieses Menschen nicht nur das englische Recht, sondern auch einiges ueber die enlische Lebensweise - von Cricket (wo ein Mann einen Ball schmeisst, einer ihn mit dem Schlaeger trifft, und der Rest, was macht der eigentlich? Tee trinken?) bis zu neighbours (australische Seifenoper, in England sehr beliebt, "my wifes watches it regularly, but I have to leave the room"). Von den Fragen, die wir auf einem vorgegebenen Zettel kriegen, haelt er meist nicht viel und geht die Faelle auf andere Art durch. Dabei kommt jeder mal dran. Also ist es besser, man kennt die Fakten der "key cases", bevor man kommt.
Contract law ist voellig anders, wesentlich strukturierter. Das koennte damit zusammenhaengen, das wir dort die Unit-Coordinatorin haben. Sie ist eine relativ nette Frau mitte 40, mit blond gefaerbten Haaren und sonnengegerbter Haut. Sie haelt sich relativ strikt an ihr eigenes Programm und gibt uns auch mal Musterloesungen fuer ihre Fragen.
In EU I habe ich eine kleine - Suedlaenderin, ich weiss nicht genau wo sie herkommt, wahrscheinlich Griechenland, aber englisch ist sie nicht (wie keiner des EU staffs, in der Vorlesung hatte ich Griechen und Deutsche). Sie beginnt die Tutorials regelmaessig spaeter, weil sie noch eine selbstgedrehte Zigarette oder einen Kaffee braucht. Ansonsten macht sie ihren Job nicht sonderlich interessant, aber strukturiert.
Schliesslich gibt es noch mein Human Rights Seminar, gehalten von einem Iren, den wir offensichtlich langweilen. Ich verstehe ihn inzwischen meistens, obwohl er das Artikulieren aufgegeben hat, nur seine Handschrift lesen macht mir Probleme. Im Moment geht er 40 minuten grob durch den Stoff durch, den wir haetten lesen sollen, und laesst uns dann in Kleingruppen Fragen diskutieren und ergebnisse presentieren (was zu kleinen Streitigkeiten fuehrt: was ist jetzt eigentlich unser Ergebnis- du traegst vor - nein ich will nicht!) Es ist eher langweilig.
Das, zusammen mit der Vorbereitung, war der akademische alltag dieser Woche. Sonst ist nicht viel passiert- ausser einem Besuch im Kino ("Becomin Jane", ja, ja, ich weiss...)
Samstag war ich mit Heidi in Cheltenham, einer kleinen Stadt, die sich als "Center to the Cotswolds" anpreist. Wir fuhren relativ spaet mit dem Zug los - ich hab ein bisschen verschlafen, da ich am Abend zuvor weg war, und erst um 2.30 im Bett lag. Jedenfalls fuhren wir 40 Minuten mit dem Zug und waren um kurz nach 12 da. Wir liefen eine Meile vom Bahnhof ueber die "Honeybourneline", einem mit Baeumen und Bueschen gesaeumten weg, ins Stadtzentrum. Dort besorgten wir uns bei der Touriinfo einen Minifuehrer, der zwei Spaziergaenge anbot, und liefen los. Cheltenham ist ein ehemaliger Kurort fuer reiche Leute, und das merkt man. Im Zentrum befinden sich viele Geschaefte, teilweise in alten Arkarden, die sich an die bessere (und aeltere...) Bevoelkerung richten. Wir liefen zunaechst nach Sueden in Richtung Montpellier. Zunaechst am gruselig aussehenden Girlscollege vorbei, dann durch die mit Statuen gesaeumte Einkaufsstrasse (an deren Ende sich fataler weise ein Suessigkeitenladen befand), dann durch einen Teil der "Regency Terraces". Die Haueser dort waren zum Teil aus gelben Limestone und erinnerten an Bath und den Sueden. Von vorne sahen sie relativ schoen und imposant aus. Aber wir nahmen dank unseres Kampfes mit dem Stadtplan (der nicht besonders gut war) eine falsche Abzweigung und konnten die Haeuser von hinten sehen - dort waren sie aus rotem Backstein). Schliesslich liefen wir an den diversen Gaerten vorbei in Richtung Stadtzentrum, wo wir zu Mittag assen. Dann gingen wir in Richtung Norden. Dort standen ebenfalls imposante Villen, die nach Jane-Austen-Verfilmungen aussahen. Vom Stil her erinnerten sie mich mehr an den Norden Deutschlands, Hamburg vielleicht. Am Ende des Weges kamen wir in die Garden Estates von Pittville, in deren Mitte ein im nachgemacht-griechischem Stil gehaltenes Gebaeude stand. An einigen kleinen Squares (von Hauesern umschlossene, rechteckige, von Hecken umgebene und bepflanzte Gruenflaechen) vorbei gingen wir zurueck ins Zentrum.
In den Gaerten und Parks sah man englisches Leben am Samstag nachmittag: vor einer Kirche, die ein beliebter Treffpunkt zu sein scheint, sassen Teenager und rauchten ihre erste Zigarette, in den Gaerten spielten junge Maenner im strahlenden Sonnenschein Cricket, Fussball und Rugby.
Gegen 17.30 liefen wir zurueck zum Bahnhof, vorbei an einer dritten Art von Haus: nachgemachte Fachwerkhaueser. Es scheint, als ob sich exzentrische reiche Leute in die Architektur, die ihrem persoenlichen Geschmack entsprach, nach Cheltenham geholt haben. Wir mussten etwas auf den Zug warten, und kamen gegen 7 in Bristol an. Nachdem wir zu abend gegessen hatten, gingen wir in die epi bar ins Student's Union Building, denn es war St Patrick's Day und wir waren neugierig. Eigentlich besaeuft man sich an St Patrick's Day, und zwar richtig, weil man gluecklich und Ire ist - oder weil man gluecklich ist, kein Ire zu sein. Sehr viel ist moeglichst gruen und sieht moeglichst irisch aus. In der epi bar war aber leider so gut wie gar nichts los. Ein paar Leute von der Folk Dance Society fuehrten irische Taenze (hauptsaechlich in einer Reihe stehen und huepfen) auf. Dann kamen die ganz klassischen Taenze: Leute in bunten Lumpenkostuemen tanzten mit Schellen an den Beinen, Stoecken und Taschentuechern. Nebenher lief Cricket, Irland gegen Pakistan. Ich habe gelernt, dass ein ordentliches Cricket-Spiel 4 Tage lang dauert, und dass die Leute zum Mittagessen und zum Tee Pause machen. Jedenfalls war es fuer Cricket Fans ein wirklicher "Happy St Patrick's Day", denn die irische Nationalmannschaft, die aus Dorfliga-Spielern besteht, besiegte das pakistanische Profiteam.

Sunday, March 11, 2007

Sozialstudien, Salisbury und Stonehenge

Ich sitze gerade mit meinem Notebook im Watersheds, einem Café mit integriertem Kino bei mir um die Ecke, schaue auf Teile des Floating Harbours und frage mich, warum Sonntag nachmittags eigentlich keiner online ist...
Diese Woche war ich mit Sozialstudien beschäftigt. Objekt Nummer 1: der Erasmix-Gala-Ball. Aus mehr oder weniger wissenschaftlichem Interesse habe ich mir eine Karte gekauft. Hier in England sind Bälle relativ üblich. Ich habe den Eindruck, dass jede Student Hall (= Studentenwohnheim), jede Fakultät und einige Societies ihren eigenen Ball organisieren. Dieser schien mir derjenige zu sein, für den man die am wenigsten formelle Kleidung braucht.
Irrtum! Wir waren ein paar Erasmusstudenten, jede Menge Engländer und selbst die Erasmusstudenten hatten sich ziemlich aufgestylt - ich fühlte mich ein wenig underdressed.
Aber von vorne. Wir trafen uns im Byzantium, einem etwas orientalisch angehauchten Restaurant in Bristol. Wegen des unberechenbaren englischen Wetters teilten wir uns ein Taxi dorthin, obwohl der Weg nicht weit war. Im Taxi stellte sich dann heraus, das niemand, weder der Fahrer noch wir, den Weg dahin kannte. Durch einen Anruf fanden wir immerhin die Adresse heraus, und der Taxifahrer fragte seinen Kollegen über Funk wo diese Strasse denn sei. Antwort: da wo das Byzantium ist.
Im Restaurant gab es dann erstmal essen. Heidi und ich landeten an einem Tisch voller Englischer Sprachstudenten, die meist Deutsch und Französisch studierten. War ja ganz nett, aber sie stellten sich als Paris-Hilton-Fans heraus. Das Essen war okay: auf einer Art "doppelstöckigem Tablett" wurden Vorspeisen serviert, die man sich mit der Hand wegnahm, dann gab es den Hauptgang (Hünchen mit halb-rohem Kartoffelgratin) und beim Nachtisch passierte das selbe wie bei der Vorspeise.
Anschliessend konnten wir eine Bauchtänzerin (mit ziemlich viel Bauch) bewundern, und danach spielte eine Band Jazz. Zu diesem Zeitpunkt saßen die meisten auf bereitgestellten Sofas rum und rauchten Shisha. Danach kamen DJs dran und spielten einen ziemlich uninspirierten Mix aus HipHop und House. Mit anderen Worten: es war nicht besonders toll. Relativ früh fingen die ersten an zu gehen.
Am Samstag war ein vom International Office organisierter Trip nach Stonehenge und Salisbury. Um 9.30 fuhren wir durch den landschaftlich schönen Süden von England zur Sainsbury Cathedral (Foto), durch die wir von einem Ingenieur geführt wurden. Er erklärte die Kathedrale aus der Sichtweise eines Architekten. So lernten wir etwas über den besonderen Aufbau des Turms der Kathedrale (innen ist ein Holzgerüst), der später aufgesetzt worden war und von dessen Spitze man eine schöne Aussicht haben muss - nur leider muss man die letzten Meter an Sprossen hochklettern. Er erklärte uns, das der Choral eine Fussbodenheizung hat und das Sainsbury, dass an der Mündung von fünf Flüssen liegt, einen hohen Grundwasserspiegel hat. Deswegen wird regelmässig gemessen, wo das Wasser steht.
Die Kathedrale wirkte auf mich nicht wirklich kirchlich-feierlich. Sie erinnerte mich irgendwie mehr an eine öffentlich genutzte Halle. Das mag an den Massen von Touristen oder den modernen Stühlen liegen. Die Kirche hat teilweise schöne alte gotische Gewölbe, aber teilweise sind die Bögen auch hässlich viktorianisch bemalt. An mehreren Stellen findet man Stützbögen mitten in der Kirche. Natürlich gibt es auch die obligatorischen Gräber, aber die wurden ziemlich viel herumbewegt. Teils wurden kleine Kapellen eingerissen, teils mussten Wände weichen, teils störten sie die Fussbodenheizung. Die Kathedrale hatte einen wirklich schönen Kreuzgang. In einer Nebenkapelle kann man eine der letzten authentischen Kopien der Magna Charter bewundern.
Danach wanderten wir bei strahlendem Sonnenschein durch Salisbury, einer der schönsten Städte, die ich bisher gesehen habe. Englische Fachwerkhäuser wechseln sich ab mit "normalen" Häusern, aber es fehlt die billige Reihenhausoptik, die sonst so viele Städte hier haben. Leider hatten wir, nachdem wir gegessen hatten, nicht mehr viel Zeit zum durch die Stadt laufen- denn wir mussten weiter nach Stonehenge.
Nach einer kurzen Busfahrt sahen wir den Steinkreis. wie erwartet waren viele erstmal enttäuscht, denn Stonehenge ist ziemlich klein - kleiner jedenfalls, als man es sich vorstellt. Doch als wir auf dem Gelände standen und anfingen, mit den Audioführungen um die beiden Steinkreise herumzulaufen, kam ich doch in eine besondere Stimmung. Ich verstehe, warum einige Leute Stonehenge als "magischen Ort" bezeichnen. Ihr wisst sicherlich, dass man mit Stonehenge den längsten und kürzesten Tag im Jahr bestimmen kann, das die Steine aus völlig unterschiedlichen Regionen kommen und das man nicht genau weiss, wie und wofür es gebaut wurde. Es war wirklich faszinierend, das Gebilde in der matten Frühlingssonne anzuschauen. Ich habe auch eine weitere Serie Fotos geschossen (nicht dass ich mit 12 Jahren, als ich das erste mal dort war, nicht schon mal eine gemacht hätte...), meine "Postkartenbilder" findet ihr hier. Ich war übrigens kein Einzelfall. Michael meinte nur: "Ich kann bald eine Rundumansicht von dem Ding erstellen!"
Der Abend dieses Tages war weniger magisch: ich war mit Heidi, ihrem neuen Freund und ein paar anderen Leuten auf einer englischen Hausparty. Nach einem kurzen Anflug von Neid, da die Leute, die die Party gaben, ein echt tolles, grosses Haus haben, kam schnell Langeweile auf. Die Party stand unter dem Motto "wilder Westen", und so waren die meisten als Cowboys und -girls verkleidet, an den Wänden hingen Steckbriefe der Gastgeber und es spielte Country Musik. Wir zogen uns mit Davids Freunden in den "Filmroom", wo ein schlechter Western lief, zurück. Nach kurzer Zeit beschlossen Davids Freunde, "Alien 1" zu sehen - das sei ja schliesslich "a Western in Space", und sich dabei zu betrinken. Also kein toller Abend.
Eine letzte Nachricht: Da BA Connect, die Fluggesellschaft bei der ich meinen Heimflug über Ostern gebucht habe, verkauft wurde, wurde meine Flugverbindung eingestellt und der Flug wurde gecancellt. Es tut mir Leid, aber ich werde wohl nicht nach Deutschland kommen, sonder in der Zeit weiterhin England erkunden.

Tuesday, March 06, 2007

Party, ein paar deja-vus und die Cotswolds



Schon wieder ist etwas Zeit vergangen, und wieder gibt es einiges zu erzaehlen.
Diese Woche stand wie auch die letzte im Zeichen des Suchens sozialer Kontakte. Und dazu gab es reichlich Gelegenheiten.
Los ging es am Freitag abend, an dem ich bei einem englischen Abend des offenen Mikrofons war. Unter den vier Acts, die auftraten, war auch eine Erasmusstudentin, die ziemlich genial ihre eigenen Songs am Klavier vorspielte und sang.
Sonst war das Wochenende ziemlich ruhig verlaufen - jedenfalls ruhig genug, um die Fotos von Wajdi (der, wie das Bild belegen sollte, keine Osteuropaeerin ist), Heidi, und Ferby, ihrer selbstgetoepferten Kuh-Spardose zu machen.
Am Sonntag Abend ging es dann weiter mit dem "Party-Marathon". Sebastian feierte seinen Geburtstag (oder besser: sein altern, denn er wurde 26), seine Nachbarn und goettinger Juristen Nadine und Torben ihren Abschied. War ein netter Abend, habe ein paar neue Leute getroffen und meine persoehnlichen Peinlichkeitsgrenzen ueberwunden, ohne betrunken zu sein - unter anderem sang ich mit Martina im Duett "Angels" von Robbie Williams.
Montag Nachmittag verabschiedete ich mich dann von einem Bekannten. Da das Wetter an diesem Tag schoen war, liefen wir einmal um den Floating Harbor, wo wir Torben trafen, der seine Kopfschmerzen vom letzten Abend auskurierte.
Weil das aber alles noch nicht reichte, wurde ich am Montag abend auf dem Heimweg von der Massage-Society angehalten und in den naechsten Club an der Waterfront gezerrt. Am Montag davor hatte ich bei einer aehnlichen Aktion ein paar Englaenderinnen kennen gelernt: ich sah in dem Club wohl etwas verloren aus und wurde von den drei Maedels, die ich noch nie gesehen hatte, integriert. Diesen Montag passierte nichts vergleichbar lustiges. Dienstag Abend wurde meine Verabredung gecancelt, dafuer bin ich jetzt bei Studi-VZ und Facebook registriert.
Mittwoch abend trat die Erasmus-Band auf, die sich ironischer Weise die "Bloody Foreigners" nennt. Die 7 Erasmusstudenten spielten relativ gute Rockmusik, zur Haelfte spanischen Rock. Aber es war noch eine andere Premiere: Heidi wagte sich zum ersten Mal mit ihrem Freund, den sie seit Montag hat, an die Oeffentlichkeit. Ihr Freund arbeitet mit ihr im Astrophysiklabor, ist also nicht der Kerl, den sie vorletzte Woche gedatet hat.
Auf dieser Party enttarnte sich auch Matzes Spion. Ich fand naemlich an diesem Abend heraus, dass einer seiner Ex-Zivis zur Zeit auch als Erasmusstudent in Bristol ist. Er ist der blonde Kerl auf dem Foto, in der Mitte ist Ives, ein belgischer Jurist und sein Mitbewohner und daneben stehe ich, falls jemand schon vergessen haben sollte wie ich aussehe. Auf dem anderen Foto ist ganz rechts Martina, eine Mathematikerin aus Deutschland, und ganz links Clothild, eine franzoesische Juristin. Mit den beiden habe ich relativ viel zu tun.
Am naechsten Abend war ein Pub-Crawl. Das heisst, Englaender kaufen sich bloede T-Shirts, die vorher mit der Schere umdesignt werden, und ziehen nach einer Liste von Pub zu Pub, wobei sie ihre T-Shirts mit komischen Nachrichten vollschreiben. Wir gingen nicht in jede "vorgegebene" Kneipe, sondern kuerzten ab. Betrunken waren wir trotzdem, und hatten ziemlich viel Spass. Am Ende landeten wir im Baja, einem Nachtclub in Bristol. Alle waren ziemlich besoffen, fast jeder kuesste jeden, und so hatten wir dann Gespraechsstoff fuer die naechsten, etwas langweiligeren Parties am Wochenende.

Samstag war ich mit einer Bustour des BISC in den Cotswolds. Das ist die Gegend noerdlich von Bristol an der Grenze zu Wales, die vor allem fuer ihre Schafe bekannt ist. Auf dem Weg zu unserem ersten Ziel, einer Ausgrabungsstaette einer alten roemischen Villa (wo hauptsaechlich die Reste der Heizung zu sehen waren), erzaehlte uns ein aelterer Mann einiges ueber die Gegend. Die Cotswolds sind einige der wenigen englischen Gegenden, die einen eigenen Architetkturstil haben. Alle Haeuser muessen aus einem bestimmten gelben Stein gebaut werden, was dazu fuehrt, dass es Haueser gibt, die aussehen wie Neubauten in einer x-beliebigen Deutschen Stadt, eben nur aus diesem Stein. Ansonsten sieht man in den Cotswolds sanfte Huegel, gruene Wiesen, Baeume...sieht ein bisschen aus wie Nordhessen, und ist wirklich schoen. Dann gab es noch Liz Hurley, die an diesem Wochenende dort geheiratet hat (was wir aber nicht gesehen haben). Und natuerlich gibt es die diversen Doerfer, durch die wir fuhren und in denen wir zum Teil auch hielten. Eines davon, Burton-on-the-Water, "das Venedig der Cotswolds" wegen einem niedrigen Wassergraben und diversen Bruecken, kam mir ziemlich bekannt vor - und dann viel mir auf, dass ich dort vor Jahren schon einmal mit meinen Eltern gewesen war. Die Fotos oben stammen uebrigens von dort. Das zweite Dorf in dem wir hielten war Broadway, wo wir einen echten englischen Cream-Tea bekamen. Das Wetter war uebrigens toll, auch wenn man es auf den Fotos nicht sieht.

Den Abend verbrachte ich zunaechst auf der Geburtstagsparty von Claire, einer Franzoesin, und dann auf einer ueberfuellten Hausparty, wo ich mich nicht besonders wohl fuehlte- genau wie auf der letzten Party in diesem Haus, ich hatte also mein zweites deja-vu fuer diesen Tag. Wenigstens war ich so schlau, erst wo anders hinzugehen- und dort gab es das eindeutig bessere Essen. Leider war ich allein unter Franzosen, was irgendwie unheimlich war. Vier davon sind auf dem Foto neben dem Text, diejenige ganz vorne ist das Geburtstagskind.
Donnerstag ist der Erasmus-Gala-Ball. Unter den Leuten, die hingehen (also auch mir) herrscht die grosse Frage vor: Was soll ich bloss anziehen? Einige haben schon vor Wochen unsummen fuer ein Kleid ausgegeben, andere sehen das nicht ein, und regelmaessig sieht man bei Facebook Eintraege wie "x is happy because she found a dress for the ball!" Mal sehen, wie das wird.
Ach ja, und ja, Papa, ich studiere zwischendurch auch mal!