Monday, March 19, 2007

Uni, Cheltenham und St Patick's Day

Der Term (das Trimester) neigt sich dem Ende zu. In der letzten Woche, die am Sonntag abend relativ entspannt mit einem letzten Besuch der Fine Film Soc begann (der Film war "Thank you for smoking", bitterboese aber sehr lustig), fanden einige meiner letzten offiziellen Tutorials statt. Nach dem termbreak habe ich so gut wie keine Uni mehr, dafuer aber vorraussichtlich mehrere triste Stunden in der Bib zum Wiederholen. Ende Mai sind dann die Klausuren, und dann bin ich fertig!
Mir faellt auf, dass ich die Tutorials noch nicht naeher beschrieben habe. In Tort Law (Deliktsrecht) habe ich einen Tutor mitte 50, der wunderbares Oxford-English spricht, aber auch ein bisschen kauzig ist. Sogar die englischen Studenten finden das. Er scheint ein echtes Original der Uni zu sein. Das Tutorial findet in seinem Buero statt, wo ca 12 Stuehle an der Wand stehen und wir in einer Reihe sitzen. Auf seinem Schreibtisch sitzen zwei riesige Teddybaeren. In Tort lerne ich dank dem etwas eigentuemlichen Humor dieses Menschen nicht nur das englische Recht, sondern auch einiges ueber die enlische Lebensweise - von Cricket (wo ein Mann einen Ball schmeisst, einer ihn mit dem Schlaeger trifft, und der Rest, was macht der eigentlich? Tee trinken?) bis zu neighbours (australische Seifenoper, in England sehr beliebt, "my wifes watches it regularly, but I have to leave the room"). Von den Fragen, die wir auf einem vorgegebenen Zettel kriegen, haelt er meist nicht viel und geht die Faelle auf andere Art durch. Dabei kommt jeder mal dran. Also ist es besser, man kennt die Fakten der "key cases", bevor man kommt.
Contract law ist voellig anders, wesentlich strukturierter. Das koennte damit zusammenhaengen, das wir dort die Unit-Coordinatorin haben. Sie ist eine relativ nette Frau mitte 40, mit blond gefaerbten Haaren und sonnengegerbter Haut. Sie haelt sich relativ strikt an ihr eigenes Programm und gibt uns auch mal Musterloesungen fuer ihre Fragen.
In EU I habe ich eine kleine - Suedlaenderin, ich weiss nicht genau wo sie herkommt, wahrscheinlich Griechenland, aber englisch ist sie nicht (wie keiner des EU staffs, in der Vorlesung hatte ich Griechen und Deutsche). Sie beginnt die Tutorials regelmaessig spaeter, weil sie noch eine selbstgedrehte Zigarette oder einen Kaffee braucht. Ansonsten macht sie ihren Job nicht sonderlich interessant, aber strukturiert.
Schliesslich gibt es noch mein Human Rights Seminar, gehalten von einem Iren, den wir offensichtlich langweilen. Ich verstehe ihn inzwischen meistens, obwohl er das Artikulieren aufgegeben hat, nur seine Handschrift lesen macht mir Probleme. Im Moment geht er 40 minuten grob durch den Stoff durch, den wir haetten lesen sollen, und laesst uns dann in Kleingruppen Fragen diskutieren und ergebnisse presentieren (was zu kleinen Streitigkeiten fuehrt: was ist jetzt eigentlich unser Ergebnis- du traegst vor - nein ich will nicht!) Es ist eher langweilig.
Das, zusammen mit der Vorbereitung, war der akademische alltag dieser Woche. Sonst ist nicht viel passiert- ausser einem Besuch im Kino ("Becomin Jane", ja, ja, ich weiss...)
Samstag war ich mit Heidi in Cheltenham, einer kleinen Stadt, die sich als "Center to the Cotswolds" anpreist. Wir fuhren relativ spaet mit dem Zug los - ich hab ein bisschen verschlafen, da ich am Abend zuvor weg war, und erst um 2.30 im Bett lag. Jedenfalls fuhren wir 40 Minuten mit dem Zug und waren um kurz nach 12 da. Wir liefen eine Meile vom Bahnhof ueber die "Honeybourneline", einem mit Baeumen und Bueschen gesaeumten weg, ins Stadtzentrum. Dort besorgten wir uns bei der Touriinfo einen Minifuehrer, der zwei Spaziergaenge anbot, und liefen los. Cheltenham ist ein ehemaliger Kurort fuer reiche Leute, und das merkt man. Im Zentrum befinden sich viele Geschaefte, teilweise in alten Arkarden, die sich an die bessere (und aeltere...) Bevoelkerung richten. Wir liefen zunaechst nach Sueden in Richtung Montpellier. Zunaechst am gruselig aussehenden Girlscollege vorbei, dann durch die mit Statuen gesaeumte Einkaufsstrasse (an deren Ende sich fataler weise ein Suessigkeitenladen befand), dann durch einen Teil der "Regency Terraces". Die Haueser dort waren zum Teil aus gelben Limestone und erinnerten an Bath und den Sueden. Von vorne sahen sie relativ schoen und imposant aus. Aber wir nahmen dank unseres Kampfes mit dem Stadtplan (der nicht besonders gut war) eine falsche Abzweigung und konnten die Haeuser von hinten sehen - dort waren sie aus rotem Backstein). Schliesslich liefen wir an den diversen Gaerten vorbei in Richtung Stadtzentrum, wo wir zu Mittag assen. Dann gingen wir in Richtung Norden. Dort standen ebenfalls imposante Villen, die nach Jane-Austen-Verfilmungen aussahen. Vom Stil her erinnerten sie mich mehr an den Norden Deutschlands, Hamburg vielleicht. Am Ende des Weges kamen wir in die Garden Estates von Pittville, in deren Mitte ein im nachgemacht-griechischem Stil gehaltenes Gebaeude stand. An einigen kleinen Squares (von Hauesern umschlossene, rechteckige, von Hecken umgebene und bepflanzte Gruenflaechen) vorbei gingen wir zurueck ins Zentrum.
In den Gaerten und Parks sah man englisches Leben am Samstag nachmittag: vor einer Kirche, die ein beliebter Treffpunkt zu sein scheint, sassen Teenager und rauchten ihre erste Zigarette, in den Gaerten spielten junge Maenner im strahlenden Sonnenschein Cricket, Fussball und Rugby.
Gegen 17.30 liefen wir zurueck zum Bahnhof, vorbei an einer dritten Art von Haus: nachgemachte Fachwerkhaueser. Es scheint, als ob sich exzentrische reiche Leute in die Architektur, die ihrem persoenlichen Geschmack entsprach, nach Cheltenham geholt haben. Wir mussten etwas auf den Zug warten, und kamen gegen 7 in Bristol an. Nachdem wir zu abend gegessen hatten, gingen wir in die epi bar ins Student's Union Building, denn es war St Patrick's Day und wir waren neugierig. Eigentlich besaeuft man sich an St Patrick's Day, und zwar richtig, weil man gluecklich und Ire ist - oder weil man gluecklich ist, kein Ire zu sein. Sehr viel ist moeglichst gruen und sieht moeglichst irisch aus. In der epi bar war aber leider so gut wie gar nichts los. Ein paar Leute von der Folk Dance Society fuehrten irische Taenze (hauptsaechlich in einer Reihe stehen und huepfen) auf. Dann kamen die ganz klassischen Taenze: Leute in bunten Lumpenkostuemen tanzten mit Schellen an den Beinen, Stoecken und Taschentuechern. Nebenher lief Cricket, Irland gegen Pakistan. Ich habe gelernt, dass ein ordentliches Cricket-Spiel 4 Tage lang dauert, und dass die Leute zum Mittagessen und zum Tee Pause machen. Jedenfalls war es fuer Cricket Fans ein wirklicher "Happy St Patrick's Day", denn die irische Nationalmannschaft, die aus Dorfliga-Spielern besteht, besiegte das pakistanische Profiteam.

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