Dublin
Ich weiss, ich weiss, der letzte Eintrag ist ne Weile her... zu meiner Verteidigung kann ich eigentlich nur sagen, dass ich mal wieder etwas krank war und deshalb nicht die noetige Konzentration aufbringen konnte, zu schreiben. Deshalb werde ich diesen Eintrag "splitten", damit es nicht zu viel fuer euch (und mich) wird.
Am besten ich beginne beim vorletzten Wochenende. Das bestand aus ein paar nicht besonders tollen letzten Partys mit Geline. Am Freitag gab es eine eher langweilige Hausparty. Gegen halb 12 kamen ein paar Gaeste, und bis eins war es wirklich voll. Dann gingen die meisten wieder. Uebrig blieben ein paar Leute aus London, die Diana (die den Abend nach Konsum einiger Substanzen auf dem Klo und schlafend im Bett verbrachte), sehr treffend als die "Gangster-Guys" bezeichnete. Hosen in den Kniekehlen, Sonnenbrille in der Nacht und auf Streit aus. London muss ein schoener Ort zum leben sein, jedenfalls teilweise. Samstag war wieder weggehen angesagt, und wieder war es eher langweilig. Sonntag mussten wir uns dann endgueltig von Geline verabschieden.
Montag Morgen erfuellte ich mir dafuer einen lang gehegten Traum und flog zusammen mit Heidi nach Irland. Innerhalb von 45 Minuten waren wir am Flughafen von Dublin, und nochmal eine halbe Stunde spaeter in der Innenstadt. Nach ein bisschen suchen fanden wir auch unser eher durchschnittliches Hostel in der Lower Gardiner Street, einer Strasse, die nur aus Hostels (und einem Forschungszentrum fuer Menengitis) zu bestehen scheint. In unserem Hostel trafen wir auch die beiden anderen Erasmusstudenten, die schon mit uns im Flugzeug gesessen hatten. Damit sahen wir sie aber auch zum letzten Mal in unserer 4-taegigen Reise. Nachdem wir unser Gepaeck abgestellt hatten, liefen wir ins Stadtzentrum. Dazu ueberquerten wir den River Liffey auf einer der zahlreichen Bruecken. Auf dem Foto ist uebrigens ein altes Finanzgebaeude am Ufer des Liffey. Unser erster Weg fuehrte zur Touristeninformation, wo wir einen Ausflug in die Landschaft fuer den naechsten Tag buchten. Nach einigem hin- und her entschieden wir uns fuer die Wicklow Mountains im Sueden von Dublin, anstelle zum historisch interessanteren Hill of Tara zu fahren. Danach begannen wir unsere Museums-Tour mit der Gemaeldegallerie. Die Bilder dort waren eher alt (es gab einen Vermeer fuer mich!), und zum Teil recht interessant. Der beste Teil der Ausstellung war allerdings eine Sammlung von Portraits von Menschen, die die Geschichte Irlands entscheidend gepraegt hatten, mit kurzen Erlaeuterungen. Die Yeats (ein Literaturnobelpreistraeger und sein Maler-Bruder), Mary Robinson (ehemalige Praesidentin und jetzt UN-High Commissioner for Human Rights), Bono (der Spitzname kommt uebrigens von lateinisch bono vocis oder so, also gute Stimme) ... viele Bilder, viele Namen. Um fuenf schloss das Museum und wir begannen einen sehr langen Spaziergang. Wir liefen durch die Fussgaengerzone, bogen in die in Ulysses verwigte Nassau Street ein, gingen in einen Park. Dort beschlossen wir, zur Guiness Brauerei zu laufen. Leider stellten wir an der St Patricks Cathedral (Foto) fest, das unser Stadtplan eine Katastrophe war. Die Strassen aenderten ihren Namen, nur leider war das nicht im Stadtplan vermerkt. Wir schaetzten uns durch die Gegend, bis wir voellig verwirrt waren und eine Eingeborene um Hilfe baten. Diese erklaerte uns, das wir tatsaechlich richtig gelaufen seien, und (nachdem sie sich Heidis Brille zum sehen ausgeliehen hatte), das der Stadtplan wirklich schlecht sei. Dann schickte sie uns in die richtige Richtung und meinte, dass wir die Brauerei wegen dem Geruch nicht verpassen koennten. Die Guiness-Brauerei (Foto) ist ein Riesenkomplex! Man sieht riesige Zylinder, in denen das Bier gaehrt. Allerdings beschlossen wir, die Brauerei nicht zu besichtigen. Sie hatte eh zu, als wir da waren. Wir liefen zurueck ins Stadtzentrum, assen etwas und liefen danach am Liffey entlang zum Hafen. Der Weg lohnte sich: Dublin hat ein paar schoene Seiten dort. Die Stadt hat ein paar huebsche alte Haeuser, teils gregorianisch, teils erinnern sie an Liverpool, und einige haessliche Neubauten. Ganz so schoen ist die Hauptstadt von Irland nicht. Und auch nicht ganz so gross, aber dennoch wohnen von den 4,5 Millionen Iren 2,5 in Dublin. Gegen elf kamen wir wieder in unserem Hostel an. Eigentlich wollten wir schlafen, aber gegen Mitternacht kamen ein paar Kanadier mit Jetlag an und unterhielten sich mit einer englischen Frau, die grundsaetzlich alles wusste und etwas anstrengend war. Ausserdem war es heiss. Ich schlief nicht gut.Am naechsten Morgen standen wir frueh auf, denn unsere Tour in die Wicklow Mountains stand an. Eigentlich wollte ich die Irische Landschaft sehen, seit ich ungefaehr 10 war und meine Eltern bei einem Urlaub in Oestrereich bei einem besonders schoenen Stueck Landschaft sagten "Das sieht ja aus wie in Irland hier". Zunaechst mussten wir aber unseren Bus finden. Leider war das Unternehmen nicht besonders gut organisiert, doch letztendlich landeten wir in einem schwarzen Minibus, der uns durch die Gegend fuhr. Richtig schoen touristisch mit Fotostops. Doch die lohnten sich, denn die Landschaft war schoen. Huegel, Felsen, Seen, Wasserfaelle,Torf, die Quelle des Liffey, die Landschaft wo Braveheart gedreht wurde: wie man es sich vorstellt. Wir hielten unter anderem an einem See, der Loch Guiness genannt wird weil er dunkel ist (Foto), in Bergen, in einem Dorf zum Essen. Der laengste Stop war im Kloster Glendalough, gegruendet von St Kevin. Viel ist von dem Kloster allerdings nicht mehr da: ein Wachturm ohne Fundament (denn die Kloester wurden mit schoener regelmaessigkeit ueberfallen, und um das Gelaende herum muessen noch viele zum Schutz vergrabene Schaetze liegen, die Ruine einer Kirche und ein Friedhof. Wusstet ihr, dass der Kreis im typisch irischen Kreuz auf die Missionare zurueckgeht, die das Symbol des Sonnengottes mit dem des christlichen Gottes kombinierten, um die Umstellung leichter zu machen?
Vom Kloster aus ueberquerten wir eine Bruecke, wo jemand auf der Floete eine irische Melodie spielte, und liefen weiter durch den Wald zu ein paar tollen Seen. Dann fuhren wir weiter durch die Berge, vorbei an einer weiteren Filmkulisse, durch ein Dorf und zu einem gefluteten Tal. Der riesige kuenstliche See ist Dublins Trinkwasser-Reservoir. Unter der Oberflaeche steht noch ein komplettes Dorf, das frueher in diesem Tal war. Man sagt, das der Geist einer alten Frau, der letzten Einwohnerin des Dorfes, noch umgeht und Schwimmer unter Wasser zieht. Da schwimmen aber verboten ist, wird man wahrscheinlich vorher von Ordnungskraeften, der Garda, aus dem Wasser gezogen. Gegen fuenf kamen wir zurueck nach Dublin. Den Abend verbrachten wir in einer Kneipe, wo wir irischer Folkmusik zuhoerten, inneririschne Touristen beim Riverdance zusahen und irische Getraenke probierten: ich Guiness, Heidi Baileys.
Am naechsten Tag (an dem das Wetter uebrigens ziemlich schlecht war) gaben wir uns die Kultur-Tortur. Wir begannen mit dem Stadtschloss, das immernoch als Regierungsgebaeude genutzt wird (Foto von der Rueckseite). Ein junger, dynamischer, gutaussehender (und hoechstwahrscheinlich schwuler) Ire gabe uns eine tolle Fuehrung. Die Raeume waren nicht ganz so interessant, eben Saele und Nebenzimmer in einem Schloss, aber was er erzaehlte war es. Wir lernten, das jeder Praesident in Irland sich ein Wappen erstellen laesst, das am Ende seiner Amtszeit im Schloss aufgehangen wird. Er erzaehlte vom Beginn des irischen Civil War. Er erzaehlte vom "Ausgangspunkt", dem Easter Rising 1916, nachdem die Stadt ziemlich in Truemmern lag. Es war nicht der erste Aufstand gegen die englische Herrschaft, doch er wurde nach einer Woche von Kaempfen besonders brutal niedergeschlagen, da die Englaender den Aufstand waehrend des Weltkrieges als Aergernis empfanden. Die Koepfe der Bewegung wurden, gegen gaengige Praxis, hingerichtet, was sie zu Martyrern machte. Besonders die Hinrichtung von Conolly, der nicht mehr laufen konnte, wurde schlecht aufgenommen. Zwei entkamen uebrigens der Hinrichtung: eine Frau, eben weil sie weiblich war, und ein zukuenftiger Praesident, weil er die amerikanische Staatsbuergerschaft hatte. Aber der Fuehrer erzahelte auch von Spiegeln unter tischen, mit denen man seine zahlreichen Unterroecke ordnen konnte, und kleinen Holzstanedern, die frau vor dem Kamin brauchte, um ihr auf Wax basierendes Makeup vom schmelzen abzuhalten. Wir sahen auch den Tronsaal und den Saal wo sich der Order of St Patrick (das irische Equivaltent zum Hosenbandorden) trafen. Wir sahen auch die Fundamente eines Turmes des urspruenglichen Schlosses. Dann liefen Heidi und ich weiter zur City Hall und informierten uns im Museum im Keller weiter ueber Dublins Stadtgeschichte. Der naehste Stop nach dem Mittagessen war dann die National Gallerie of Archeology (Foto). Dort sah man einige sehr interessante Schmuckstuecke, unter anderem kleine goldene Dosen, die mal als Ohrschmuck dienten. Die keltischen Schaetze waren beeidruckend, doch ich hatte gehofft, mehr ueber keltische Kultur zu erfahren und wurde enttaeuscht. Danach liefen wir im stroemenden Regen durch das gregorianische Dublin mit seinen beruehmten vielfarbigen Tueren, die dazu dienten, das die Maenner wenn sie abends aus der Kneipe kamen den Weg in das richtige Haus fanden (Foto von Oscar Wildes Haus). Die Haeuser sahen allerdings nicht wesentlich besser aus als die im Industrieviertel bei Guiness. Sie waren auch nicht besonders gross, wie wir bemerkten, als wir eines besichtigten. Jedenfalls hatten sie nicht besonders viel Grundflaeche, dafuer aber vier Stockwerke: Der Keller, wo gearbeitet wurde (und das Wasser mit alter Kohle gefiltert wurde), im Erdgeschoss gab es ein Esszimmer, im ersten Stock ein Zimmer fuer Stehempfaenge zum angeben und moeglichkeit zum aufhalten, im zweiten Stock waren Schlafzimmer und das private Zimmer der Dame des Hauses, und unterm Dach wohnten die Kinder mit Gouvernante.
Als wir das Haus verliessen, regnete es nicht mehr. Wir sahen Oscar Wildes Wohnsitz und seine Statue im Park, und liefen zurueck zur Buecherei, um eine Yeats-Ausstellung anzuschauen. Das wollte wohl auch Jeremy Irons, jedenfalls behauptet Heidi, ihn gesehen zu haben. Aber er und wir hatten Pech: die Ausstellung war zu. Inzwischen war die Sonne herausgekommen. Da ich Heidi nicht noch einen Abend mit einer Kneipe foltern wollte, gingen wir ins Kino und schauten Zodiac (ich weiss, nicht irisch; aber besser als "Das Leben der Anderen" auf Deutsch mit enlischen Untertiteln, oder?).
Unseren letzten Tag starteten wir mit einem Besuch beim Book of the Kells in der Uni von Dublin (Foto vom Campus). Die Universitaet ist echt beeindruckend gross. Und das Buch, eine mittelalterliche Bibel auf 185 Kalbshaeuten mit wunderschoenem Dekor, das man heute als typisch irisch einstufen wuerde, war sehr beeidruckend. Um das Buch herum war eine Ausstellung ueber Buecher im Mittelalter, Schrift und Zeichnungen. Es war eines der schoensten Museen in Dublin. Ueber dieser Ausstellung konnte man sich noch die alte Bibliothek anschauen, in der "Werbeposter" fuer den ersten Weltkrieg ausgestellt waren. Danach schauten wir uns endlich die ebenfalls gut gemachte Yeats Ausstellung an, assen etwas und machten uns auf den langen und regnerischen Weg zum Museum fuer Geschichte und Design. Dort gab es mal wieder alles: Kleider, Moebel, das Leben der irischen Designerin Eileen Gray, ein paar "Schaetze". Interessant ist, das das, was wir heute als "irisches Design" anerkennen, auf die Rueckbesinnung auf die irische Identitaet im 18. Jahrhundert zurueckgeht und von den Zeichnungen im Book of the Kells inspiriert ist.
Leider waren wir nicht mehr besonders aufnahmefaehig. Wir liefen noch ein bisschen durchs schlechte Wetter von Dublin, um dann schliesslich gegen 6 zum Flughafen zu fahren. Es war gut, das wir frueh losfuhren, denn wir standen in Dublis "Car Park", der M1. Dann hatte auch noch das Flugzeug etwas Verspaetung. Dennoch kamen wir relativ puenktlich in Bristol an - was gut war, denn so konnte ich noch auf das Abschiedskonzert der "Bloody Foreigners", unserer Erasmus-Band, gehen. Wie es war? Das kommt im naechsten Blogeintrag.
Am besten ich beginne beim vorletzten Wochenende. Das bestand aus ein paar nicht besonders tollen letzten Partys mit Geline. Am Freitag gab es eine eher langweilige Hausparty. Gegen halb 12 kamen ein paar Gaeste, und bis eins war es wirklich voll. Dann gingen die meisten wieder. Uebrig blieben ein paar Leute aus London, die Diana (die den Abend nach Konsum einiger Substanzen auf dem Klo und schlafend im Bett verbrachte), sehr treffend als die "Gangster-Guys" bezeichnete. Hosen in den Kniekehlen, Sonnenbrille in der Nacht und auf Streit aus. London muss ein schoener Ort zum leben sein, jedenfalls teilweise. Samstag war wieder weggehen angesagt, und wieder war es eher langweilig. Sonntag mussten wir uns dann endgueltig von Geline verabschieden.
Montag Morgen erfuellte ich mir dafuer einen lang gehegten Traum und flog zusammen mit Heidi nach Irland. Innerhalb von 45 Minuten waren wir am Flughafen von Dublin, und nochmal eine halbe Stunde spaeter in der Innenstadt. Nach ein bisschen suchen fanden wir auch unser eher durchschnittliches Hostel in der Lower Gardiner Street, einer Strasse, die nur aus Hostels (und einem Forschungszentrum fuer Menengitis) zu bestehen scheint. In unserem Hostel trafen wir auch die beiden anderen Erasmusstudenten, die schon mit uns im Flugzeug gesessen hatten. Damit sahen wir sie aber auch zum letzten Mal in unserer 4-taegigen Reise. Nachdem wir unser Gepaeck abgestellt hatten, liefen wir ins Stadtzentrum. Dazu ueberquerten wir den River Liffey auf einer der zahlreichen Bruecken. Auf dem Foto ist uebrigens ein altes Finanzgebaeude am Ufer des Liffey. Unser erster Weg fuehrte zur Touristeninformation, wo wir einen Ausflug in die Landschaft fuer den naechsten Tag buchten. Nach einigem hin- und her entschieden wir uns fuer die Wicklow Mountains im Sueden von Dublin, anstelle zum historisch interessanteren Hill of Tara zu fahren. Danach begannen wir unsere Museums-Tour mit der Gemaeldegallerie. Die Bilder dort waren eher alt (es gab einen Vermeer fuer mich!), und zum Teil recht interessant. Der beste Teil der Ausstellung war allerdings eine Sammlung von Portraits von Menschen, die die Geschichte Irlands entscheidend gepraegt hatten, mit kurzen Erlaeuterungen. Die Yeats (ein Literaturnobelpreistraeger und sein Maler-Bruder), Mary Robinson (ehemalige Praesidentin und jetzt UN-High Commissioner for Human Rights), Bono (der Spitzname kommt uebrigens von lateinisch bono vocis oder so, also gute Stimme) ... viele Bilder, viele Namen. Um fuenf schloss das Museum und wir begannen einen sehr langen Spaziergang. Wir liefen durch die Fussgaengerzone, bogen in die in Ulysses verwigte Nassau Street ein, gingen in einen Park. Dort beschlossen wir, zur Guiness Brauerei zu laufen. Leider stellten wir an der St Patricks Cathedral (Foto) fest, das unser Stadtplan eine Katastrophe war. Die Strassen aenderten ihren Namen, nur leider war das nicht im Stadtplan vermerkt. Wir schaetzten uns durch die Gegend, bis wir voellig verwirrt waren und eine Eingeborene um Hilfe baten. Diese erklaerte uns, das wir tatsaechlich richtig gelaufen seien, und (nachdem sie sich Heidis Brille zum sehen ausgeliehen hatte), das der Stadtplan wirklich schlecht sei. Dann schickte sie uns in die richtige Richtung und meinte, dass wir die Brauerei wegen dem Geruch nicht verpassen koennten. Die Guiness-Brauerei (Foto) ist ein Riesenkomplex! Man sieht riesige Zylinder, in denen das Bier gaehrt. Allerdings beschlossen wir, die Brauerei nicht zu besichtigen. Sie hatte eh zu, als wir da waren. Wir liefen zurueck ins Stadtzentrum, assen etwas und liefen danach am Liffey entlang zum Hafen. Der Weg lohnte sich: Dublin hat ein paar schoene Seiten dort. Die Stadt hat ein paar huebsche alte Haeuser, teils gregorianisch, teils erinnern sie an Liverpool, und einige haessliche Neubauten. Ganz so schoen ist die Hauptstadt von Irland nicht. Und auch nicht ganz so gross, aber dennoch wohnen von den 4,5 Millionen Iren 2,5 in Dublin. Gegen elf kamen wir wieder in unserem Hostel an. Eigentlich wollten wir schlafen, aber gegen Mitternacht kamen ein paar Kanadier mit Jetlag an und unterhielten sich mit einer englischen Frau, die grundsaetzlich alles wusste und etwas anstrengend war. Ausserdem war es heiss. Ich schlief nicht gut.Am naechsten Morgen standen wir frueh auf, denn unsere Tour in die Wicklow Mountains stand an. Eigentlich wollte ich die Irische Landschaft sehen, seit ich ungefaehr 10 war und meine Eltern bei einem Urlaub in Oestrereich bei einem besonders schoenen Stueck Landschaft sagten "Das sieht ja aus wie in Irland hier". Zunaechst mussten wir aber unseren Bus finden. Leider war das Unternehmen nicht besonders gut organisiert, doch letztendlich landeten wir in einem schwarzen Minibus, der uns durch die Gegend fuhr. Richtig schoen touristisch mit Fotostops. Doch die lohnten sich, denn die Landschaft war schoen. Huegel, Felsen, Seen, Wasserfaelle,Torf, die Quelle des Liffey, die Landschaft wo Braveheart gedreht wurde: wie man es sich vorstellt. Wir hielten unter anderem an einem See, der Loch Guiness genannt wird weil er dunkel ist (Foto), in Bergen, in einem Dorf zum Essen. Der laengste Stop war im Kloster Glendalough, gegruendet von St Kevin. Viel ist von dem Kloster allerdings nicht mehr da: ein Wachturm ohne Fundament (denn die Kloester wurden mit schoener regelmaessigkeit ueberfallen, und um das Gelaende herum muessen noch viele zum Schutz vergrabene Schaetze liegen, die Ruine einer Kirche und ein Friedhof. Wusstet ihr, dass der Kreis im typisch irischen Kreuz auf die Missionare zurueckgeht, die das Symbol des Sonnengottes mit dem des christlichen Gottes kombinierten, um die Umstellung leichter zu machen?
Vom Kloster aus ueberquerten wir eine Bruecke, wo jemand auf der Floete eine irische Melodie spielte, und liefen weiter durch den Wald zu ein paar tollen Seen. Dann fuhren wir weiter durch die Berge, vorbei an einer weiteren Filmkulisse, durch ein Dorf und zu einem gefluteten Tal. Der riesige kuenstliche See ist Dublins Trinkwasser-Reservoir. Unter der Oberflaeche steht noch ein komplettes Dorf, das frueher in diesem Tal war. Man sagt, das der Geist einer alten Frau, der letzten Einwohnerin des Dorfes, noch umgeht und Schwimmer unter Wasser zieht. Da schwimmen aber verboten ist, wird man wahrscheinlich vorher von Ordnungskraeften, der Garda, aus dem Wasser gezogen. Gegen fuenf kamen wir zurueck nach Dublin. Den Abend verbrachten wir in einer Kneipe, wo wir irischer Folkmusik zuhoerten, inneririschne Touristen beim Riverdance zusahen und irische Getraenke probierten: ich Guiness, Heidi Baileys.
Am naechsten Tag (an dem das Wetter uebrigens ziemlich schlecht war) gaben wir uns die Kultur-Tortur. Wir begannen mit dem Stadtschloss, das immernoch als Regierungsgebaeude genutzt wird (Foto von der Rueckseite). Ein junger, dynamischer, gutaussehender (und hoechstwahrscheinlich schwuler) Ire gabe uns eine tolle Fuehrung. Die Raeume waren nicht ganz so interessant, eben Saele und Nebenzimmer in einem Schloss, aber was er erzaehlte war es. Wir lernten, das jeder Praesident in Irland sich ein Wappen erstellen laesst, das am Ende seiner Amtszeit im Schloss aufgehangen wird. Er erzaehlte vom Beginn des irischen Civil War. Er erzaehlte vom "Ausgangspunkt", dem Easter Rising 1916, nachdem die Stadt ziemlich in Truemmern lag. Es war nicht der erste Aufstand gegen die englische Herrschaft, doch er wurde nach einer Woche von Kaempfen besonders brutal niedergeschlagen, da die Englaender den Aufstand waehrend des Weltkrieges als Aergernis empfanden. Die Koepfe der Bewegung wurden, gegen gaengige Praxis, hingerichtet, was sie zu Martyrern machte. Besonders die Hinrichtung von Conolly, der nicht mehr laufen konnte, wurde schlecht aufgenommen. Zwei entkamen uebrigens der Hinrichtung: eine Frau, eben weil sie weiblich war, und ein zukuenftiger Praesident, weil er die amerikanische Staatsbuergerschaft hatte. Aber der Fuehrer erzahelte auch von Spiegeln unter tischen, mit denen man seine zahlreichen Unterroecke ordnen konnte, und kleinen Holzstanedern, die frau vor dem Kamin brauchte, um ihr auf Wax basierendes Makeup vom schmelzen abzuhalten. Wir sahen auch den Tronsaal und den Saal wo sich der Order of St Patrick (das irische Equivaltent zum Hosenbandorden) trafen. Wir sahen auch die Fundamente eines Turmes des urspruenglichen Schlosses. Dann liefen Heidi und ich weiter zur City Hall und informierten uns im Museum im Keller weiter ueber Dublins Stadtgeschichte. Der naehste Stop nach dem Mittagessen war dann die National Gallerie of Archeology (Foto). Dort sah man einige sehr interessante Schmuckstuecke, unter anderem kleine goldene Dosen, die mal als Ohrschmuck dienten. Die keltischen Schaetze waren beeidruckend, doch ich hatte gehofft, mehr ueber keltische Kultur zu erfahren und wurde enttaeuscht. Danach liefen wir im stroemenden Regen durch das gregorianische Dublin mit seinen beruehmten vielfarbigen Tueren, die dazu dienten, das die Maenner wenn sie abends aus der Kneipe kamen den Weg in das richtige Haus fanden (Foto von Oscar Wildes Haus). Die Haeuser sahen allerdings nicht wesentlich besser aus als die im Industrieviertel bei Guiness. Sie waren auch nicht besonders gross, wie wir bemerkten, als wir eines besichtigten. Jedenfalls hatten sie nicht besonders viel Grundflaeche, dafuer aber vier Stockwerke: Der Keller, wo gearbeitet wurde (und das Wasser mit alter Kohle gefiltert wurde), im Erdgeschoss gab es ein Esszimmer, im ersten Stock ein Zimmer fuer Stehempfaenge zum angeben und moeglichkeit zum aufhalten, im zweiten Stock waren Schlafzimmer und das private Zimmer der Dame des Hauses, und unterm Dach wohnten die Kinder mit Gouvernante.
Als wir das Haus verliessen, regnete es nicht mehr. Wir sahen Oscar Wildes Wohnsitz und seine Statue im Park, und liefen zurueck zur Buecherei, um eine Yeats-Ausstellung anzuschauen. Das wollte wohl auch Jeremy Irons, jedenfalls behauptet Heidi, ihn gesehen zu haben. Aber er und wir hatten Pech: die Ausstellung war zu. Inzwischen war die Sonne herausgekommen. Da ich Heidi nicht noch einen Abend mit einer Kneipe foltern wollte, gingen wir ins Kino und schauten Zodiac (ich weiss, nicht irisch; aber besser als "Das Leben der Anderen" auf Deutsch mit enlischen Untertiteln, oder?).
Unseren letzten Tag starteten wir mit einem Besuch beim Book of the Kells in der Uni von Dublin (Foto vom Campus). Die Universitaet ist echt beeindruckend gross. Und das Buch, eine mittelalterliche Bibel auf 185 Kalbshaeuten mit wunderschoenem Dekor, das man heute als typisch irisch einstufen wuerde, war sehr beeidruckend. Um das Buch herum war eine Ausstellung ueber Buecher im Mittelalter, Schrift und Zeichnungen. Es war eines der schoensten Museen in Dublin. Ueber dieser Ausstellung konnte man sich noch die alte Bibliothek anschauen, in der "Werbeposter" fuer den ersten Weltkrieg ausgestellt waren. Danach schauten wir uns endlich die ebenfalls gut gemachte Yeats Ausstellung an, assen etwas und machten uns auf den langen und regnerischen Weg zum Museum fuer Geschichte und Design. Dort gab es mal wieder alles: Kleider, Moebel, das Leben der irischen Designerin Eileen Gray, ein paar "Schaetze". Interessant ist, das das, was wir heute als "irisches Design" anerkennen, auf die Rueckbesinnung auf die irische Identitaet im 18. Jahrhundert zurueckgeht und von den Zeichnungen im Book of the Kells inspiriert ist.
Leider waren wir nicht mehr besonders aufnahmefaehig. Wir liefen noch ein bisschen durchs schlechte Wetter von Dublin, um dann schliesslich gegen 6 zum Flughafen zu fahren. Es war gut, das wir frueh losfuhren, denn wir standen in Dublis "Car Park", der M1. Dann hatte auch noch das Flugzeug etwas Verspaetung. Dennoch kamen wir relativ puenktlich in Bristol an - was gut war, denn so konnte ich noch auf das Abschiedskonzert der "Bloody Foreigners", unserer Erasmus-Band, gehen. Wie es war? Das kommt im naechsten Blogeintrag.
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