Monday, January 29, 2007

Edinburgh

Am letzten Wochenende veranstaltete Erasmix, dass ist die Society fuer Erasmusleute, einen Staedtetrip nach Edinburgh. Und so machten sich ca. 130 internationale Studenten zum Grossteil am Freitag Morgen im Bus auf zur schottischen Hauptstadt. Einige Feiglinge, denen 9 Stunden Busfahrt zu lang waren, flogen nebenher. Gegen 12.00 Uhr begann die Fahrt- und sie war wirklich lang. Auf dem Hinweg hatten wir allerdings einen Fernseher und konnten gelegentlich den Abenteuern von Rocky Balboa und den Chroniken von Narnia zuschauen.
Gegen abend wurde das aber uninteressant: ich hatte gelesen und schaute kurz aus dem Fenster- und da sah ich es: Schottland, wie man es sich vorstellt. Unter einem vom Sonnenuntergang lilanen und orangen Himmel sah man gruene Huegel, Schafe, kleine Mauern, die die Wiesen unterteilen... einfach schoen. Leider ging die Sonne bald ganz unter, und man sah nicht mehr viel.
Gegen 21.00 erreichten wir Edinburgh und unser Hostel, die Palmerston Lodge. Dies war eines von den drei Hostels, auf die sich die Studenten verteilten. Es war ein wirklich schoenes, altes Haus, nur leider war die Heizung kaputt und es gab eine warme Dusche - der Rest war kalt. Ich schlief in einem Schlafsaal mit 13 Betten, der frueher mal ein Wohnzimmer gewesen sein muss. Als das geklaert war, gingen wir in einen kleinen Pub Essen, in einer ueberschaubaren Gruppe von ca 20 Leuten. Danach wurden wir auf wundersame Weise noch mehr und besuchten einen etwas groesseren Pub. Um 1.00 trat eine Liveband auf. Und wie man es von einem schottischen Pub mit hohen Steingewoelbedecken erwartet, spielten die selbstverstaendlich - Country Music. Aber egal, wir tanzten trotzdem und hatten einen schoenen Abend. Nur eines unserer Maedels verlor ihre Jacke.
Nach der (kalten) Dusche lagen wir um ca. 3.30 im Bett. Schlafen war aber nicht, da die Erasmusstudenten aus dem Nachbarzimmer zurueckkamen, und zwar sehr lautstark. Dummerweise liessen sie sich nicht davon ueberzeugen, still zu sein, und folterten sich gegenseitig durch Kitzeln. Jedenfalls klang das so. Wir wuenschten ihnen starke Schmerzen.
Warum uns das so nervte? Weil wir am naechsten Morgen frueh aufstehen mussten. Fruehstueck gab es zwischen acht und neun im Keller. Nach diesem ueberaus nahhaften Essen (Cornflakes und Toast) machte ich mich mit Heidi auf in die Innenstadt. Mit einem Gratisstadtplan bewaffnet fanden wir das Zentrum und liefen unten am Castle vorbei. Edinburgh Castle liegt ueber der Stadt auf einem Berg. Von unten sieht man den rauen Felsen mit einer richtigen alten Ritterburg obendrauf. Doch zunaechst schauten wir uns St Giles Cathedral an- oder Ugly Thing No. 2. Denn ueber die Architektur der schottischen Monumente kann man sich streiten. Sie sind meist aus dunklem Stein und extrem verschnoerkelt. Auf dem Weg in die Stadt hatten wir bereits einen Turm entdeckt, der Aussah wie Barad-Dur in Lord of the Rings. Nun ja, die Kathedrale hatte jedenfalls eine Krone aus Stein. Von innen war sie aber wirklich toll. Schoene Glasfenster, hohe Saeuelen, Steingewoelbedecken. Sie strahlte Ruhe aus- im Gegensatz zu der extrem verschnoerkelten Kapelle in Windsor.
Danach bezahlten wir einen horrenden Eintrittspreis und schauten uns die Burg an. Doch dafuer konnten wir auf den Festungsanlagen herumklettern und den Ausblick auf die Stadt geniessen. Ausserdem gab es noch eine Ausstellung ueber die schottischen Kronjuwelen (mit vielen Puppen, die die Geschichte illustrierten), ein paar Raeume (die aussahen, wie man sich Raeume in schottischen Ritterburgen vorstellt), und Spuren der kriegerischen schottischen Vergangenheit: nicht nur ein War Museum und eine Ausstellung ueber die schottischen Regimente, sondern auch eine Ausstellung ueber die Kriegsgefangenen (u.a. aus dem amerikanischen Unabhaengigkeitskrieg), die in der Burg gefangen gehalten wurden. Dann suchten wir uns was zu Essen und schauten uns am Nachmittag das Royal Scots Museum an. In diesem Museumskomplex gab es was fuer jeden: schottische Geschichte, ausgestopfte Tiere, Kunsthandwerk, Aegypten.... toll. Wenn ich es schaffe, werde ich noch mehr ueber die Schotten nachlesen- es war echt interessant. Danach schauten wir uns noch den schottischen Wohnsitz dre Queen von aussen an, und genauso das Parlament. Das Parlament war ein sehr speziell aussehendes modernes Gebaeude. Hat bestimmt viel Konzept, aber macht sich in der Altstadt von Edinburgh mit den dicht gedraengten, extrem hohen Steinhaeusern nicht so gut.
Die Altstadt ist ueberhaupt toll: sie erinnert an eine mittelalterliche Festung. Die Haeuser sind hoch (sehr frueh gab es schon 13-Stoeckige Haueser) und aus dunklem, grauen Stein. Ab und an sind Nieschen, Erker und Tuerme eingebaut. Sie muss die Setbauer von den Filmen "Herr der Ringe" und "Harry Potter" beeinflusst haben.
Als naechstes stand dann ein "Ghostwalk" auf dem Programm, doch der war etwas enttaeuschend: eine Frau lotste ca 70 Leute durch die Gegend und erzaehlte ein paar Anekdoten ueber Stadt, Hexenverfolgung, Folter und Poltergeister, aber nichts so besonderes. Allerdings hatten wir etwas Spass bei der Hexenjagd- sie bat drei Leute zu Demonstrationszwecken nach vorne (Familie McEvil), und ich war nicht dabei! Yeah!
Danach gingen wir Essen. Einige probierten Haggis (schottisches nationalessen, pfeffrig, aber nicht schlecht). Ich hielt mich trotzdem lieber an Fish and Chips. Danach schauten wir uns noch das Nachtleben von Edinburgh an. Fuer mich hiess das leider, das ich im 3. Club nach 5 Minuten die Leute mit dem Schluessel verlor und so einen laengeren Abend hatte, als ich wollte - denn ich musste mit jemanden mit Schluessel mitgehen, sonst waere ich nicht ins Hostel gekommen. Auf Grund der ueberaus ruecksichtsvollen Roommates schliefen die Leute, die frueh nach hause gegangen waren, aber auch nicht so viel mehr.
Und so gaben wir am naechsten Morgen ein schoenes Bild ab: zum Umfallen muede und mit Augenringen. Trotzdem schauten wir uns die schottische Nationalgalerie an, mit einigen wirklich schoenen Bildern. Zu der nur im Januar stattfindenden Turner-Ausstellung, die verdammt voll war, hatten wir dann trotzdem keinen Nerv mehr: wie waren zu fertig. So schleppten wir uns dann noch einige Zeit durch die Stadt, mit vielen Pausen. Um 17.00 trafen wir uns dann wieder mit den anderen Studenten, um den Bus nach Hause zu nehmen. Um 18.00 verliessen wir Schottland, diesmal im Bus ohne Fernseher. Gut schlafen konnte ich trotzdem nicht. Unsere Augenringe wurden immer dunkler, und als wir um 3.00 morgens in Bristol ankamen, sahen wir alle aus, als ob wir zusammengeschlagen worden waeren.
Obwohl ich nur ca 7 Stunden geschlafen habe, war das das bisher beste Wochenende, dass ich hatte, seit ich hier bin. Die Stadt ist toll!

Tuesday, January 23, 2007

Windsor Castle und meine woechentliche Portion Esotherik

Samstag habe ich einen vom International Office organisierten Trip nach Windsor Castle mitgemacht. Windsor Castle ist einer von drei offiziellen Palaesten der Queen, sozusagen das "Wochenendhaus". Es ist eine riesige Burganlage, schaetzungsweise ungefaehr so gross wie der alte Teil vom Staedtchen Windsor. Der Audioguide beschrieb das Schloss als "eigene kleine Stadt". Innerhalb der Burgmauern, die teilweise noch an die mittelalterliche Festung erinnern, befindet sich die St Georgs Chappel, ein auf einem mit Palmen bewachsenen Huegeln gelegener Turm, die State Appartments mit Wohnsitz der Royals, und diverse Haeuser von "Rittern" und Geistlichen. Zum Schutz patroullieren Wachen mit traditionellen englischen Uniformen.
Die State Appartments kann man besichtigen. Zunaechst wird man an einem aus den 1920er Jahren stammenden Puppenhaus vorbeigeleitet. Dies ist kein Kinderspielzeug, sondern ein zum anschauen gedachter Minipalast mit Strom- und Wasserleitungen. Danach geht es weiter in die Zeichengalerie, wo unter anderem ein paar Skizzen von Leonardo da Vinci hingen. Ausserdem gab es noch eine Ausstellung mit Fotos der Queen, wo teils sehr aussagekraeftige Portraitfotos hingen. Schliesslich, nachdem man auch der Porzellansammlung entkommen war, ging es ueber eine grosse Treppe ins Vestibuel. Die Innenraeume der State Appartments moechte ich nicht im Detail beschreiben. Es war nicht das schoenste Schloss, dass ich je gesehen habe. Aber es war beeindruckend - und auch sehr darauf angelegt, zu beeindrucken. Hohe, mit Schnitzereien, Stuck oder Gemaelden verzierte Decken, riesige Raeume. Ein Teil war rein Museum. Dort standen dann auch alte Moebel herum und Bilder der Kunstsammlung hingen an den Waenden. Auch eine Art "Familienalbum" der Royals war in einem Raum zu sehen. Nachdem man dann auch noch einen Guards Room durchquert hatte, wo alte Pistolen in dekorativen Kreisen an der Wand hingen, kam man zu den heute noch genutzten Teilen des Schlosses. Das begann mit dem Bankettsaal der "Ritter des Hosenbandordens", an dessen Decke die Wappen der Ritter angebracht sind, und ging weiter mit ein paar Empfangsraeumen, die in denen Moebel und Waende entweder blau, rot oder gruen bespannt waren. Schliesslich kam man noch in einen Raum, der heute zum Essen mit Staatsgaesten verwendet wird.
Danach sahen wir uns noch St Georgs Chappel an. Die hatte eine beeindruckende Decke, einen beeindruckenden Altarraum und beinhaltete die Graeber von Eltern und Schwester der Queen.
Schliesslich liefen wir noch ca. 15 Minuten nach Eton, um die beruehmte Schule von aussen zu bewundern. Besonders einlandend sah das, was wir gesehen haben, aber nicht aus.
Den Abend verbrachte ich dann damit, mir ein Kartenspiel beibringen zu lassen - und mir dabei dann gleich eine Fehde einzuhandeln.
Montag Abend war wieder Massage Society. Das Thema lautete Shiatsu. Das ist eine japanische Massagetechnik, die aehnlich wie Akupunktur, mit Druck auf bestimmte energetische Punkte arbeitet. Irgendwie fand ich das glaubhafter als den Weg zum Weltfrieden durch Muskelentspannung.
Aber auch hier durfte man erstmal seine Energie im "Hara", dem Bauch, konzentrieren, aus dem alle Bewegungen kommen sollten. Dann stuetzt man sich entweder mit beiden Haenden und viel Koerpergewicht auf seinem "Opfer" auf. Es ist merkwuerdig, das so viel stationaerer Druck nicht unangenehm ist. Jedenfalls zum Schultern massieren ist das toll. Ansonsten schiebt man die Muskeln auch mal mit seinem Koerpergewicht durch die Gegend. Sollte sich jetzt aber jemand denken: toll, dass will ich auch! sollte er sich bewusst sein, dass der ausgebildete Shiatsu-Therarpeut sich unter umstaenden auf einen draufstellen wird - und der Mensch, der es uns beibrachte, sah ziemlich schwer aus.

Tuesday, January 16, 2007

Probeklausuren und andere merkwuerdige Erlebnisse

So, die Probeklausur ist jetzt vorbei. Es lief so aehnlich ab, wie man es sich in Japan vorstellt: vor dem Raum hing eine Liste mit Namen und zugeteilten Plaetzen, die man dann suchen musste (meiner war Nummer 1), auf den Tischen lagen neben den Aufgabenzetteln noch blaue Hefte, in denen das Schreibpapier war, und auf die man Namen und alles moegliche eintragen musste, und es patroullierten mehrere Leute zum kontrollieren, dass man nicht schummelte.
Es gab jeweils 2 Aufgaben aus contract und 2 aus Tort zur Auswahl. Ich habe die Klausur glaub ich ziemlich in den Sand gesetzt. Aber egal, zaehlt ja nicht. Viele Erasmusstudenten haben noch nicht mal mitgeschrieben.
Ansonsten hatte ich noch ein paar lustige Erfahrungen. Zum einen kam gestern in die Massage Society ein Mann, der Lehrer fuer die Alexander Technik war. Das ist im Prinzip eine Entspannungstechnik, bei der man moeglichst wenig Muskeln belastet, wenn man unterschiedliche Haltungen einnimmt. Der Lehrer erklaerte es lieber als Beziehung zwischen Kopf und Koerper. Er war etwas aelter, ziemlich kraeftig und hatte eine sehr sanfte Stimme. Frueher war er bestimmt Hippie. Jetzt jedenfalls erklaerte er gezielte Muskelentspannung als Weg zu Freiheit, Erfolg und Weltfrieden.
Hierzu bat er erst Leute, sich auf einen Stuhl zu setzen. Dann bewegte er normalerweise den Kopf der Person etwas hin und her, und sie sagte im Normalfall anschliessend: "Oh, mein Hals fuehlt sich laenger an, und ich bin entspannter!" Dann fragte er das Publikum, also uns, ob wir das auch saehen. Aehnliches tat er mit Leuten, die gerade massierten. Bei der 4 Person begannen die ersten Leute zu gehen, bei der 6 oder 7 fluechtete auch ich.
Am naechsten Morgen war ich dann spaet dran fuer die Uni. Um ein bisschen Energie zum Rennen zu sparen, beschloss ich, den Fahrstuhl zur Uni zu nehmen, anstatt den Berg hinauf zu rennen. Der Fahrstuhl ist der Fahrstuhl eines Parkhauses, das in den Hang gebaut ist und so Ausgaenge auf mehreren Ebenen hat. Ich steige unten ein und im 8. Stock wieder aus. So stand ich also mit 5 weiteren Personen dicht gedraengt im Lift, als er ploetzlich im 3. Stock anhielt. Ich dachte schon "Das wird jetzt aber eng". Da oeffneten sich die Tueren, und ich sah erstmal ein grosses Mikrofon mit Wind-Geraeuschschutz, dann eine Kamera und Scheinwerfer, und dann ein paar Leute, die "OH, NO!", schrien. Dann schlossen sich die Tueren wieder. Ich schaetze, ich habe das Projekt irgendeiner Film-Studentengruppe gestoert.
So, genug fuer heute. Samstag begebe ich mich auf die Spuren der Royals und fahre nach Windsor Castle, dann gibt es bestimmt was Neues zu erzaehlen.

Wednesday, January 10, 2007

Back in the UK

Seit gestern bin ich wieder in England. Um 9.00 fuhr mein Zug zum Flughafen. Und ich hatte auf der 3-Stuendingen Fahrt sogar etwas action: eine Frau, die behauptete, zum ersten Mal Zug zu fahren, hatte nur ein Nahverkehrsticket im IC. Der Schaffner schien das zu geniessen: endlich mal wieder ein Schwarzfahrer. Geld zum Nachloesen hatte sie natuerlich auch nicht, und sogar ihren Ausweis hatte sie vergessen. Dumm gelaufen.
In Duesseldorf schug ich dann ein paar Stunden am Flughafen tot, bis um 14.35 endlich mein Flugzeug abhob. Ich beobachtete 1 1/2 Stunden lang Wolken von oben, dann setzte das Flugzueg zur Landung an. Und es landete tatsaechlich in Bristol Airport! Die letzten Tage hatte ich etwas gezittert, ob das mit dem Flug denn alles so klappen wuerde, da der Flughafen von Bristol angeblich unsichere Landebahnen hatte und deshalb von mehreren Fluggesellschaften, unter anderem meiner, boykottiert wurde.
In Deutschland war ich bei grauem Himmel abgeflogen, in England regnete es. Aber ich musste ja eh noch eine halbe Stunde in die Stadt fahren, und hatte nochmal Glueck: als ich den Koffer vom Bahnhof nach hause zog, hatte der Regen kurzzeitig aufgehoert. Dafuer passierte mir an der Haustuer etwas, auf das ich nie gekommen waere: um die Tuer oeffnen zu koennen, muss man einen Code eingeben- den hatte ich jedoch leider vergessen. Zum Glueck war Heidi zu hause, die ihn mir nochmal sagte. Sie half mir dann auch, meinen Koffer die Treppe hoch zu schleppen- unsere Wohnung ist ja nicht voellig mit dem Lift zu erreichen.
Der Rest des Nachmittags verging dann mit ankommen: mit Heidi reden, auspacken, Fruehstueck fuer den naechsten Morgen kaufen und all so was.
Und jetzt sitze ich mal wieder im Computercenter, bin verdammt muede und muesste eigentlich Faelle lesen. Freitag schreiben wir naemlich eine gross angelegte Probeklausur, fuer die ich noch nichts getan habe. Sie ist zwar nur zur Uebung, aber trotzdem moechte ich wenigstens ein bisschen Ahnung haben.