Thursday, November 23, 2006

Wohnungschaos

Nochmal fuer alle: mein inzwischen wohl Ex-Mitbewohner Pedro wollte ausziehen, um naeher bei den anderen Spaniern zu sein. Was er jetzt wirklich wollte, habe ich bis heute nicht richtig begriffen. Zu diesem Zweck hat er eine Anzeige geschaltet und tatsaechlich nach einiger Zeit einen Inder namens Vijay (ha, ich kann den Namen!) gefunden, der hier an der Uni arbeitet und sechs Monate ueberbruecken will, bis seine Frau nachkommt. Dummerweise wollte er die Wohnung haben und stellte sich uns vor - ca 30 Minuten peinliches Beisammensitzen. Und dummerweise handelte es sich nicht um die Art von Person, mit der ich unbedingt zusammenwohnen wollte. Also ueberlegten wir verbleibenden drei, dass das wohl nicht ganz das Wahre sei und das Pedro doch bitte weitersuchen sollte. Nur Pedro sah das anders und erklaerte Vijay bevor wir die Chance hatten, ihn von unserem Standpunkt zu erzaehlen, dass er das Zimmer haben koenne. Wir erfuhren das, als die Agentur anrief und fragte, wann wir denn kommen koennten, um den veraenderten Vertrag zu unterzeichnen. Wir waren entsprechend sauer. Pedro fing daraufhin ernsthaft an, Heidi und mir was vorzuheulen wie ungluecklich er sei und hetzte uns am selben Abend noch Leute auf den Hals, die unsere Sprache sprechen. Was wir nicht wussten war das Wajdi den Sadisten hatte raushaengen lassen und Pedro so weit hatte, dass er ihm Geld geboten hat, um ihn aus der Wohnung zu lassen. Am naechsten Tag stellte sich dann heraus, das Pedro anscheinend der Ansicht ist, dass wir uns um sein Wohlbefinden sorgen sollten, er sich aber gar nicht drum schert, wie es uns geht. Danach war ich noch wuetender.
Trotzdem- da wir Angst hatten, das Pedro noch mehr zum Monster wird, wenn wir ihn zwingen, die Wohnung zu behalten (um den Vertrag zu aendern muessen wir auch unterschreiben), akzeptierten wir den Inder als Mitbewohner.
Gestern haben wir also den veraenderten Mietvertrag unterschrieben. Wir wussten nicht, wann Pedro jetzt ausziehen wird, aber da ich heute morgen Vijay gesehen habe, gehe ich davon aus, das Pedro weg ist - ohne uns irgendwas zu sagen, wie ueblich. Jetzt ist das wenigstens abgeschlossen und vielleicht wird ja alles besser.
Ansonsten gibt es nicht viel neues. Ich nutze im Moment jede Moeglichkeit, um das Haus zu verlassen. Also sehe ich viele Filme im Campuskino, war auf einem Geburtstag einer anderen Juristin aus Goettingen (war so, wie Parties in Deutschland ablaufen, was auch mal wieder schoen war) und versuche, in der Buecherei zu studieren. Mal schauen, was mir sonst noch so einfaellt.

Monday, November 13, 2006

Oxford

Samstag war ich in Oxford. Das war auch Zeit, denn vom vielen vernuenftig sein und im Bett liegen fiel mir zu Hause die Decke auf den Kopf. So fuhr ich am 9.30 mit dem Bus und vielen anderen internationalen Studenten in die Stadt mit der beruehmten Uni.
Dort kamen wir dann nach ca 2 Stunden an. Zunaechst hatten wir Freizeit und sahen uns ein wenig in Oxford um. In meinem Fall hiess das Stadtmuseum, Mittagessen, Markthalle. Die Stadt selber kann ich schlecht beschreiben. Jemand sagte, Oxford sei so englisch wie es irgendwie geht. Und ja, es ist eine aeltere, mittelgrosse englische Stadt: Steinhaeuser, die farbig verputzt sind, dazwischen ein paar grosse moderne Komplexe... ihr koennt euch ja Fotos anschauen. Es war aber wirklich schoen.
Um zwei trafen wir uns dann wieder, um eine Fuehrung durch die Universitaeten zu bekommen. Man kann sich das so vorstellen: Die Uni von Oxford ist eine grosse Ueberorganisation, die Vorlesungen koordiniert und Lehrkraefte anstellt. Und dann gibt es noch Colleges, in denen die Studenten wohnen, essen, lernen und zuminest frueher auch beteten. Entsprechend sind das abgeschlossene, grosse Gebaeudekomplexe, die alle eine riesengrosse Kapelle haben. Ein College hat sogar Teile der alten Stadtmauer integriert, um boese Eindringlinge abzuhalten. Und die gab es wohl reichlich: angeblich verdankt Camebridge seinen Aufstieg der Tatsache, dass es Unruhen in Oxford gab und Lehrer und Studenten fluechteten. Frueher lebten die Lehrer uebrigens mit ihren Studenten in den Colleges. Bis heute finden die Tutorials mit ein bis zwei Studenten und dem Tutor in den Colleges statt. Das heisst, das man fuer jeden Studenten mit Studienfach einen Spezialisten braucht. Was wiederum dazu fuehrt, das Jura das einzige Fach ist, dass man in wirklich allen Colleges studieren kann.
Wir haben einige Colleges von aussen und zwei von innen gesehen. Das erste war eine Neugruendung, ganz aus rotem Backstein und sah ziemlich beeindruckend aus. Wir haben mal reingeschaut: es hatte auch eine nette Buecherei. Das zweite war das mit der integrierten Stadtmauer. Es ist wesentlich aelter. Wir waren unter anderem im Speisesaal, der Tische und Baenke hatte wie in Harry Potter und wo gemaelde von beruehmten Abgaengern an der Wand hingen. Allerdings nicht von Hugh Grand, der auch auf diesem College war. Dort steht uebrigens auch der Baum, vor dem Draco Malfoy in Harry Potter IV in ein Frettchen verwandelt wird...
Wir sahen auch das Haus, in dem sich Darwin und Huxley mit dem Archbishop stritten.
Nach zwei interessanten Stunden war die Fuehrung vorbei und wir fuhren zurueck nach hause.

Monday, November 06, 2006

Guy Fawkes Night

Am Samstag war Guy Fawkes Night. Fuer alle, die ihren Englischunterricht vergessen haben: Guy Fawkes war ein Katholik, der gerade noch daran gehindert wurde, the Houses of Parliament zu sprengen. Zum Gedenken an diesen Tag veranstalten die Briten ein Feuerwerk und verbrennen eine Guy Fawkes Puppe in einem Lagerfeuer.
Die Vorboten von Guy Fawkes konnte man schon in den letzten Tagen hoeren: einige Ungeduldige begannen schon etwas frueher mit dem Feuerwerk. Und leider auch wieder mit einem Feueralarm, der uns am Samstag um kurz vor sechs aus den Betten holte und mindestens eine halbe Stunde dauerte. Diesmal sahen wir auch Feuerwehrmaenner, Polizisten... nur leider keinen, der es fuer noetig gehalten haette, den Alarm wieder abzudrehen, damit wir weiter schlafen koennen. Es begann zu daemmern, als ich zurueck ins Bett kroch.
Am Abend trafen sich dann die Erasmusstudenten am Fuss der Whiteladiesroad, um nach Redland zum Feuerwerk zu laufen. Nach ca einer halben Stunde Fussmarsch stellte sich heraus, das es sich nicht nur um ein von der Charity veranstaltetes Feuerwerk handelte, sondern auch um einen kleinen Rummelplatz, fuer den sie £5 Eintritt haben wollten, allerdings keinen mehr nach dem Feuerwerk. Also versammelten wir uns auf einer Wiese hinter dem Gelaende und warteten draussen mit kalten Fuessen auf das Feuerwerk, das auch etwas spaeter als angekuendigt losging. Es war aber schoen. Danach sahen wir dann noch, das ein riesiger Scheiterhaufen angezuendet wurde, aber eine Puppe war nicht zu sehen. Allerdings liefen wir noch mal ueber den Platz, sahen uns die Dinge von aussen an und Heidi gewann einen Teddybaer, den sie Wajdi Junior, kurz Junior, taufte. Dann traten wir den Heimweg durch die Kaelte an. Nach ca 40 Minuten waren wir zu hause und waermten uns mit Kakao und einem Video.
Die Folgen dieser nacht bekam ich dann aber am naechsten Tag zu spueren: meine Erkaeltung wurde wieder schlimmer. Also ging ich heute Morgen zum National Health Service. Auch ein Erlebnis: man sitzt mit vielen Menschen in der Rezeption und wartet, bis sein Name auf einer kleinen Tafel aufleuchtet, zusammen mit dem Raum, in den man muss. In meinem Fall musste ich zu einer Schwester, da so Sachen wie Erkaeltungen hier nicht von Aerzten behandelt werden. Diese checkte dann ein paar Sachen wie Temperatur, diagnostizierte einen kleinen Virus und druckte mir dann die Anleitung zur Selbstmedikation aus, hauptsaechlich bestehend aus Paracetamol und irgendwas dazu. Ich haette also auch gleich nur zur Apotheke (die hier mehr wie ein Supermarkt organisiert ist) gehen koennen, wie ich es auch eigentlich vorhatte. Naja, mal schauen, ob die Tipps helfen.

Friday, November 03, 2006

Kaelte und mehr

Das Wetter hier ist immernoch wunderbar sonnig, aber leider sehr kalt. In unserer Wohnung kaempfen wir gegen die Feuchtigkeit und die Kaelte - die Heizungen sind etwas komisch. Vor diesem Hintergrund freue ich mich gar nicht auf den richtigen Winter... ich bin jedenfalls jetzt mal ins Computercenter geflohen, und danach geht es in die Bib - dort ist gut geheizt.
der wird aber bald kommen. Das Radio droht mit Bodenfrost, und wie ich dann den Berg zur Uni erklimmen soll, ist mir schleierhaft. Ich bin dort schon bei Naesse hingeflogen. Die Weihnachtsdeko hier haengt ja schon seit Mitte Oktober, aber man merkt doch, das Weihnachten naht. Unter anderem daran, das es um fuenf dunkel wird.
Ich glaube, darunter leiden besonders die Spanier. Pedro wohl so sehr, das er in die Naehe der anderen Spanier ziehen moechte: in dem Haus, in dem viele von ihnen wohnen, ist ein Zimmer frei geworden. Mittwoch Nachmittag hat er entschieden, das er es gerne haette, Mittwoch abends um sieben hat er es uns erzaehlt und um acht kam dann der erste Interessent fuer sein Zimmer. Nett, das so frueh zu erfahren. Dieser Mensch hat das Zimmer zum Glueck nicht genommen (er ist Marokkaner, und ich will nicht noch einen franzoesisch sprechenden Mitbewohner). Jetzt sucht Pedro weiter nach einem Nachmieter, weil er sonst aus unserem befristeten Vertrag nicht herauskommt.
Dieser ganze Hickhack verzoegert auch einiges andere, zum Beispiel das Bestellen einer Internetverbindung. Aber im Moment sind die Computer trotzdem stark im Einsatz: Bei uns ist das Filmfieber ausgebrochen und wir drei (irgendwie zaehle ich Pedro schon nicht mehr mit) haengen viel vorm Laptop und schauen Filme an. Winterlethargie eben. Da kam dann die Erasmusparty gestern in einer Kneipe gerade recht, auch wenn ich die Livemusik nicht so toll fand. Allerdings habe ich einen betrunken Musikwissenschaftler getroffen, der das alles ganz toll fand.
Ansonsten gibt es nicht viel neues. Morgen ist Guy Fawkes Night, wenn die Englaender ihr Feuerwerk haben, und ich denke, dann schaue ich mir das mal an.
Uebrigens: Ich wuerde mich sehr ueber ein Lebenszeichen von euch freuen! Heike

Wednesday, November 01, 2006

Grusel

Gestern war bekanntlich Halloween. Da ich neben dem Land der Erfinder dieses Festes lebe, habe ich mir mal angeschaut, wie die Englaender das ganze feiern. Und ich war etwas enttaeuscht: an diesem Abend war nicht mehr los als sonst, und der einzige Unterschied zu den feiernden Briten an anderen Tagen war, das diesmal alle verkleidet und gelegentlich auch geschminkt waren.
Da sind andere Dinge doch wesentlich gruseliger. Zum Beispiel, wenn man in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 4.30 aufwacht, weil der Feueralarm mal wieder losgeht - unbegruendet. Und um diese Urzeit verlaesst man dann doch lieber mal das Gebaeude...
Naja, wenigstens scheinen sie den Alarm jetzt umgestellt zu haben, so dass er nur noch in der betroffenen Wohnung losgeht.
Dafuer haben wir gerade wieder heisse Diskussionen mit der Agency, denn sie sind der Ansicht, unsere Waschmaschiene waere halt da gewesen und sie waeren nicht dafuer verantwortlich. Also duerfen wir uns weiterhin was einfallen lassen, wenn es ums Waschen geht.
Und dann gibt es noch ein kleines Problem mit meinem kleinsten Mitbewohner: dieser ist bekanntlich nicht besonders gut in Englisch, sagt aber nicht, wenn er was nicht versteht. Jetzt meinte er ploetzlich, er sei nicht sicher, ob er noch Internet haben wollte - zwei Wochen, nachdem ich die Telefonleitung bestellt hatte. Er behauptet, das haette er nicht gewusst...grrr.
Naja, wenigstens haben wir jetzt einen Putzplan. Nachdem Heidi und ich einfach mal eine Woche nichts gemacht haben und Pedro sich fuerchterlich schaemte, nachdem seine Freunde den Zustand unserer Wohnung gesehen haben, sehen sie es ein. Eine Woche putzen die Jungs, die naechste die Maedels. Ich glaube, jede zweite Woche wird es ziemlich dreckig sein...
Ansonsten gibt es nicht viel neues, denn das Wochenende habe ich zum groessten Teil krank im Bett verbracht und ich bin immer noch nicht voellig fit. Heute ist allerdings wunderschoenes Herbstwetter (sonnig und kalt), und ich glaube, ich gehe gleich noch etwas spazieren.