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o, mal wieder ist eine Weile seit dem letzten Eintrag vergangen, und auch diesmal hatte es den erfreulichen Grund, dass ich Besuch aus Deutschland hatte - von den beiden Personen auf dem Foto, hier in den roemischen Baedern von Bath.
Matze und Sarah kamen am letzen Donnerstag um kurz nach zwoelf in Bristol Stadt an. Sie hatten es nach diversen Verspaetungen gerade noch geschafft, den Flughafen zu verlassen, bevor er ueber nacht zumachte und in den Bus zu steigen. Sarah und ich besetzten Heidis Zimmer, Matze schlief alleine in meinem Zimmer. Da Vijays Frau noch zu besuch war, war es zeitweise ziemlich voll in der Wohnung.
Am Donnerstag Mittag begann das Touri-Programm: Kirchen, Hafen(Foto), Park, Clifton Village, Clifton Suspension Bridge wurden abgelaufen. Abends, nachdem wir zu dritt ein halbes Kilo Spaghetti niedergemacht hatten, gingen wir dann noch weg.
Am naechsten Morgen standen wir relativ frueh auf, denn wir fuhren nach Bath. Bath ist eine Stadt in der Naehe von Bristol die eine heisse Quelle hat und die im 18./19. Jahrhundert beliebter Kurort war. Die Haeuser der Innenstadt, alle aus gelben Kalkstein, stehen komplett unter Denkmalschutz. Ausserdem hatte ich in Bath fast immer Glueck mit dem Wetter, so auch an diesem Tag. Wir begannen damit, uns die alten roemischen Baeder anzuschauen. Als sich die Leute beklagten, dass ihre Keller immer volllaufen, Fuehrte jemand Ausgrabungen durch und fand bei dieser Gelegenheit die alten roemischen Thermen, die dann prompt mit nachempfundenen 19. Jahrhundertbauten aufgestockt wurden. Es stellte sich heraus, dass es sich nicht nur um Thermen, sondern auch um ein Heiligtum fuer Sulis Minerva handelte. So kann man neben dem Schwimmbecken, dem Waermeraum, der Sauna und dem Kaeltebecken auch noch diverse Rekonstruktionen des Tempelkomplexes anschauen. Ausserdem findet man noch andere Dinge, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden, vor - so wie der vergoldete Kopf einer Statue, Fresken und Mosaike und schliesslich auch noch Grabsteine.
Danach schauten wir uns noch ein wenig die Stadt an und suchten einen Supermarkt zum Mittagessen kaufen. Wir assen vor der Kathedrale. Danach schauten wir uns die Assembly Rooms und das Modemuseum von Bath an. In den Assembly Rooms trafen sich frueher die Menschen zwecks der fest definierten Form von Unterhaltung. Schliesslich schauten wir uns noch das "Pflichtprogramm" eines Touris in Bath an - Royal Crescent, Royal Circle und Pultney Bridge, eine komplett bebaute Bruecke - und begaben uns dann auf den Heimweg.
Am naechsten Tag schauten wir uns Bristols Gratismuseen an. Das sind die Red Lodge, ein Haus mit ein paar Raeumen, die sich im Tudorstil erhalten haben, das Stadtmuseum, wo ich meinen Besuch "parkte" und E-Mails checken ging, und das Georgian Haus, das Haus eines wohlhabenden Kaufmanns aus dem 18. Jahrhundert. Faszinierend hier war vor allem das Leben der Dienstboten: im Keller sah man eine ganze Ansammlung von Glocken, die mit einem Klingelzug verbunden waren, und in der Kueche kam sogar ein Sprachrohr an.
Am naechsten Morgen mussten wir frueh raus, denn um 7.20 fuhr unser Bus nach London. Zugegeben, wir kamen relativ knapp an, aber der Busfahrer erzaehlte uns erstmal, was wir fuer ein Glueck
haetten, dass sie unsere Plaetze nicht weggegeben haetten. Nach 2 1/12 Stunden Fahrt erreichten wir dann London, frueher als erwartet. Dort schleppten wir zunaechst unser Zeug zu unserem sehr zentral am Piccadilly Circus gelegenen Hostel. Einchecken konnten wir noch nicht, nur unseren Kram abladen. Das taten wir dann auch und liefen dann zurueck zum Buckingham Palace, um uns eine Wachabloesung anzuschauen. Unterwegs namen wir noch einen Prospekt mit Stadtplan und Sehenswuerdigkeiten mit.
Von der Wachabloesung sahen wir allerdings nicht viel, da um den Palast herum massig Touris standen, die die gleiche Idee gehabt hatten. So sahen wir eine Kapelle einmarschieren, Soldaten einmaschieren, ein Korps hineinreiten, aber von der Wachabloesung selber nur ein paar Bewegungen. Das wurde uns schnell zu doof, und so zogen wir weiter zur Westminster Abbey. Den Namen hat wohl jeder schon gehoert, aber innen ist es trotzdem krass: das ist keine Kirche, sondern ein Friedhof fuer beruehmte Persoenlichkeiten mit Sammellager fuer Marmorstatuen. Wir liefen an den Graebern diverser Koenige, unter anderem dem von Elisabeth der 1,. die mit iherer Halbschwester Mary im selben Grab liegt, vorbei, am Kroenungsstuhl, und an den Grabstaetten und Gedenktafeln vieler anderer beruehmter Leute.
Danach schauten wir uns Big Ben und die Houses of Parliament an, und dann liefen wir am Themseufer entlang zur Tate Modern. Dort setzten wir Matze in die Sonne und schauten uns die Ausstellung an, die einige interessante Objekte beinhaltete, aber auch vieles, was nur schwer zugaenglich ist. Ueber eines der schwer zugaenglichen Kunstwerke mussten Sarah und ich dann doch lachen: die Tate Modern hat sich doch tatsaechlich unser Kassler Beuys-Kunstwerk mit dem VW-Bus und den Schlitten ausgeliehen!
Danach liefen wir ueber die Millenium-Bridge zurueck, kauften kurz entschlossen Karten fuer das Musical (Guys and Dolls), das im Piccadilly Theatre und damit unter unserem Hostel spielte, und checkten ein. Bei dieser Gelegenheit chancelte ich dann die Betten fuer Matze und Sarah fuer den naechsten Abend, was zum Glueck problemlos klappte.
Den Abend verbrachten wir dann im Musical. Es war nett, es war gute Unterhaltung, aber es war kein absolutes Highlight- die Stimmen der Frauen waren teilweise sehr schrill. Dann folgte ein Abendessen bei McDonalds und dann begann das Warten auf die Bettwaesche - sie sollte gestellt werden, doch war nicht da. Dabei entstand dieses Foto im Fruehstueckszimmer. Schliesslich kam sie doch noch, und wir konnten endlich schlafen. Am naechsten Morgen wollten wir wieder frueh los, um noch einiges zu sehen. Matze testete in der Nacht, dass seine Steinzeitinstinkte noch funktionieren - er lag naeher an der Tuer und wachte auf, als der Mensch, mit dem wir das Zimmer teilten, heimkam, waehrend Sarah und ich in unserem wackeligen Etagenbett weiterschliefen.
Es war ja Matzes und Sarahs letzter Tag in England. Nachdem wir unser aus Toast bestehendes Fruehstueck gegessen hatten, fuhren wir mit der U-Bahn zu St Paul's Cathedral, die wir am vorherigen Tag aus Zeitgruenden nicht mehr angeschaut hatten. Die Kirche wirkte hell und freundlich, insbesondere im Vergleich zu Westminster Abbey. Wir kletterten hinauf zur Wispering Gallery (die wir nicht zum funktionieren kriegten). Dort, unter der riesigen Kuppel und mit schoenem Ausblick in die Kirche, fiel mir ein, dass ich Hoehenangst habe. Ich schaffte es noch bis zur Stone Gallerie, und schaute mir London von dort an. Auf die Golden Gallerie ganz oben wollte ich nicht mehr klettern- Gittertreppen. Aber der Ausblick war auch so beeindruck
end. Danach fuhren wir mit der U-Bahn zu Harrod's (Foto) - ein Riesen-Kaufhaus, wo es wirklich alles gibt - wenn auch zu ziemlich hohen Preisen. Ich war geschockt, als ich wirklich eine Abteilung fuer Hundeklamotten fand.
Danach liefen wir noch durch das Albert and Victoria Museum, ebenfalls ein Riesenkomplex. Nur die Motivation begann zu schwinden. Und so begaben wir uns bald zurueck ins West End, wo ich Matze und Sarah mit Fish and Chips bekannt machte. Dann holten wir noch die Sachen der beiden aus dem Hostel, und dann war der Moment des Abschieds gekommen und die beiden machten sich auf die Suche nach ihrem Bus zum Flughafen.
Ich ging zurueck ins Hostel, lernte meine neuen Zimmergenossen kennen, ging duschen und schlief um halb elf. Am naechsten Morgen wachte ich frueh auf. Ich checkte aus und machte mich mit meinem leichten Gepaeck auf den Weg zum Tower of London. In diesem verbrachte ich den ganzen Vormittag, bis ich zu meinem Bus musste, der um 3.00 abfuhr. Es gab viel zu sehen - einen Einblick in das mittelalterliche Schloss, das der Tower einmal war, einen Einblick in Waffenlager, Folterkammer und Gefaengnis. Der Tower ist uebrigens noch bewohnt; in den aeusseren Anlagen wohnen die Yeoman Guards mit ihren Familien. Ich nahm auch an einer Fuehrung mit einem von diesen Guards teil und hoerte die Geschichten von Anne Boleyn, der neun Tage Koenigin Jane Gray und der blutigsten Hinrichtung, die jemals auf Tower Hill (die meisten Hinrichtungen fanden dort, nicht im Tower selber statt) stattgefunden hat. Jemand hatte den Henker nicht bestochen, der obendrein noch besoffen und Metzger war und somit 6 Hieben getoete wurde - und da war der Kopf immer noch nicht ab! Also griff der Henker zu seinem Fleischermesser. Anne Boleyn hingegen wurde mit einem Schwert enthauptet, wofuer extra ein Henker aus Frankreich importiert wurde.
Im White Tower gab es auch eine Ausstellung ueber Guy Fawkes. Das ist der Katholik, der versuchte, die Houses of Parliament zu sprengen. Im Bloody Tower wurde die Geschichte von den zwei Prinzen erzaehlt, die auf mysterioese Art verschwanden, um ihrem Onkel Richard III den Weg zum Thron frei zu machen. Es geht das Geruecht um, sie seien im Tower ermordet worden. In einem anderen Turm konnte man die Graffitis bewundern, die die Insassen hinterlassen hatten. Teilweise waren sie gute Steinmetze.
Schliesslich gab es noch die Kronjuwelen. Ich glaube, ich weiss warum man von den "Kronjuwelen" spricht: die Rahmen der Kronen werden irgendwann alt und zu schwer, und so werden die Juwelen herausgenommen und in einen neuen Rahmen gesetzt. Die alten Rahmen konnte man in einer seperaten Ausstellung anschauen. Fuer die Kronjuwelen selbst musste man Schlange stehen. Man wurde an Kroenungsszenen von Elisabeth II und Bildern der Kronjuwelen vorbei geleitet und fuhr anschliessend auf einem Foerderband an diversen Kronen vorbei. Warum es so viele gibt, weiss ich auch nicht. Man konnte sich auch andere Dinge, die bei der Kroenungszeremonie verwendet werden, anschauen. Also Loeffel, Schwert, Mantel... die Bedeutung wurde nicht erklaert. Nach einem langen Vormittag begab ich mich zum Busbahnhof und fuhr in einem vollbesetzten Bus, der leider ein paar technische Schwierigkeiten mit der Klimaanlage hatte, nach Hause.
Dort sitzte ich auch jetzt und versuche ueber Ostern, wo eh keiner Zeit hat, wenigstens etwas zu arbeiten. Frohe Ostern!