Sunday, April 29, 2007

Eine ganz normale Woche

Tja, wie kamen wir nach hause? Um es nicht so geheimnisvoll zu machen: wir verpassten unseren Zug - leider der letzte an diesem Tag nach Bristol und mit fest gebuchten Karten! Wir sassen eine Weile am Meer, schauten den Segelbooten zu (und den aelteren cornischen Barbaren, die sich in neoprenanzuegen ins Meer stuerzten) und fanden schliesslich die Loesung: ein letzter Nationalexpress-Bus fuhr an diesem Tag nach Bristol International Airport. Nachdem wir auch das letzte Hindernis - Geld vom Automaten abheben - ueberwunden hatten, fuhren wir mit einem teuren Bus und Taxi nach hause, wo wir mitten in der Nacht ankamen.
Von dieser Woche gibt es eigentlich gar nichts zu erzaehlen. Ich lerne ein wenig fuer Klausuren (wie bin ich nur auf die doofe Idee gekommen, englisches Vertragsrecht zu belegen?), Heidis Mutter und Stiefvater haben sich uebers Wochenende in unserer Wohnung eingenistet und werden von ihr durchs Land gefuehrt, ich war ein paar mal in der Epi-Bar, unter anderem um einem Konzert unserer Erasmus-eigenen Band zuzusehen, und sonst - nix.
Doch, ich bin mal wieder erkaeltet! Grrrr.

Friday, April 20, 2007

Cornwall - Tage am Meer

Am Dienstag Morgen fuhr ich mit Luisa nach Cornwall. Lasst dieses Bild von einer Bucht, Felsen, einem weissen Strand und dem tuerkis- bis dunkelblauem Meer einfach mal auf euch wirken. Schoen, nicht?
Naja, wie gesagt fuhren wir Dienstag Morgen los. Um 8.08, um genau zu sein, setzte sich unser Zug in Bewegung und fuhr uns durch die englischen gruenen Wiesen und Huegel nach Exeter, und von dort aus weiter nach Penzance. Die Landschaft hatte zunehmend weniger hohe Buesche, aber dafuer mehr Meer. Eine Haltestelle lag sogar direkt an der See. Gegen halb eins erreichten wir Penzance, deckten uns mit Prospekten an der Touri-Info ein und schleppten unser Gepaeck zum oertlichen Backpacker's Hostel, wo wir in einer female dorm zwei Betten gemietet hatten. Danach ueberlegten wir, was wir heute noch tun koennten, und entschieden uns, nach St Michael's Mount zu fahren. Also liefen wir zurueck zum Busbahnhof, um den Bus ins Nachbardorf zu nehmen. Unser Ziel konnten wir dabei schon mal aus der Ferne bewundern. St Michael's Mount ist eine Erhebung in einer Bucht. Er liegt bei Marazion, einer kleinen Stadt, und kann bei Ebbe zu Fuss erreicht werden; bei Flut braucht man ein Boot. Auf dem Berg haben Fischer einst eine Vision von St Michael gesehen, woraufhin dort ein Kloster gebaut wurde. Wie so viele andere fiel es jedoch der Saekularisierung zum Opfer und wurde zur Festung und zum Herrenhaus umgebaut. Dieses kann man heute besichtigen. Da wir am Nachmittag dawaren, mussten wir uns zweimal mit einer Nusschale uebersetzen lassen. Doch wir erklommen den Berg, liefen durch die suedlaendischen Blumen und Agarvengewaechse und kletterten etwas auf der Festung herum. Dabei wunderten wir uns, was die schottische Flagge hier zu suchen hat (Foto, mit Luisa). Spaeter stellte sich dann heraus, dass die Flagge schwarz und nicht blau und deshalb die cornische Flagge ist...peinlich.
Naja, jedenfalls konnte man sich die Burg auch von innen ansehen. Die Raeume und Kapelle sind zum Teil noch von der alten Abtei uebrig geblieben, anderes war neuer. Was jedoch wirklich toll war, war der Ausblick: man sah aus dem Fenster und sah Meer, und nur Meer. Kein Land, kein Strand. Ein Haus mitten im Ozean.
Als wir das Haus fertig besichtigt hatten und wieder am Festland waren (wo wir feststellten, dass der Felsen, auf dem wir das Boetchen bestigen hatten, jetzt voellig unter Wasser stand), wollten wir zurueck nach Penzance. Leider fanden wir die Bushaltestelle nicht und stellten uns dorthin, wo sie theoretisch sein sollte. Wir versuchten, einen Bus heranzuwinken, doch er fuhr einfach vorbei. Eine Frau machte uns dann darauf aufmerksam, dass wir fuenf Meter von der richtigen Bushaltestelle entfernt standen. Dann sahen auch wir sie: aber wer kommt auf die Idee, das die Bushaltestelle auf die Strasse gezeichnet ist. Jedenfalls warteten und warteten wir. Endlich hielt ein Kleinbus, gefahren von John aus Liverpool. John aus Liverpool, ein relativ junger Mann, erklaerte uns dann, das unser Return-Ticket leider nicht fuer seinen roten Kleinbus galt. Bezaubert von Luisas langen blonden Haaren, oder auch davon, dass sie daraufhin erstmal lautstark "Shit" sagte, nahm er uns trotzdem umsonst mit. Unterwegs kriegten wir aber etwas Angst, als er uns fragte, was wir denn heute abend machen wuerden. Zum Glueck liess er sich mit "Schlafen" abspeisen.
aus der TV Lounge. Am naechsten Tag fuhren wir mit einer Tageskarte in Richtung LaWir bummelten durch Penzance und kauften Lebensmittel fuer den Abend, schauten uns den Park und die Promenade an, und gingen dann zurueck in unser Hostel. Wir assen und lernten die Frau kennen, die unser Zimmer teilte. Pauline ist eine aeltere Australierin auf Weltreise. Auch Stuart, den weissen Hotel-Sklaven (so beschrieb er seine Position) aus Afrika lernten wir naeher kennen. Wir fielen frueh ins Bett, ich zusammen mit "Notes from a Small Island" von Bill Brysonnd's End. Die Landschaft war schoen, aber nicht wesentlich anders als im Rest von England- bis auf einige suedlaendische Gewaechse. In Porthcurno stiegen wir aus, um uns das Minack Theatre (Foto) anzuschauen. Dieses liegt mitten in den Klippen ueber dem Meer und ist einfach wunderschoen. Gebaut wurde es von einer mutigen alten Frau, deren Lebenstraum sich damit erfuellte und die es buchstaeblich in den Stein kratzte (jedenfalls tat sie das mit einigen keltischen Ornamenten). Als wir uns satt gesehen hatten beschlossen wir, an der Kueste entlang nach Land's End weiter zu laufen - ein Tipp von Stuart. Das war eine wunderbare Idee, denn Cornwalls Ruf und das besondere und schoene an Cornwall sind eindeutig die Klippen. Ueber drei Stunden liefen wir auf und ab, kletterten ueber Felsen und weiches Gras, sahen Klippen, Felsen, Moewen und das Meer. Auch eine Blindschleiche fanden wir. Schliesslich erreichten wir Land's End (Foto vom Felsen und von mir vor dem dummen Zeichen). Wir waren gewarnt worden, dass wir Eintritt zahlen muessten, aber das war nicht der Fall. Allerdings stehen dort ueberall Haeuser und anderes herum, es ist ziemlich touristisch. Wir nahmen den naechsten Bus nach Newlyn, um von dort in das diversen Leuten aus Englischlehrbuechern bekannte Fischerdorf Mousehole zu fahren (diesmal waren wir schlauer und fanden die auf die Strasse gemalte Haltestelle). Das Dorf war ganz niedlich, aber sehr klein und um sieben wie ausgestorben. Wir liefen ein Stueck bergauf, fanden eine Pflanze, die wie Riesenrhabarber aussah und hatten einen tollen Ausblick (Foto). Dann liefen wir noch etwas ums Hafenbecken (Foto) mit dem engen Eingang herum, wo sich 12-jaehrige cornische Barbaren in Neoprehn-Anzuegen ins kalte, klare Meer stuerzten. Dann fuhren wir zurueck in unser Hostel und sahen unser Dorm mit den sieben Betten zu, wie sie sich weiter fuellte (noch zwei Leute waren angekommen).
Am naechsten morgen standen wir relativ frueh auf und fuhren nach St Ives. Mein deutscher Reisefuehrer pries die Stadt als schoenste von Cornwall an. Sie ist auch schoen, aber nicht englisch: ich machte massig Fotos von den mediterran wirkenden Gaesschen, waehrend Luisa nur sagte: das sieht ja aus wie zu hause in Portugal. Wie dem auch sei, die Sonne brannte, wir sahen die Aussenstelle der Tate Modern. Die Architektur des Gebauedes war schoener als die Kunst innendrin (Foto). Es gibt auch viele Gallerien in St Ives, und viele Leute, die Kuenstler sind oder sich dafuer halten, kommen in diesen Ort. Wir sahen eine Frau, die gerade ein Bild von einem Strassenzug malte, noch mehr Meer, weisse Straende, Felsen und freche Moewen. Wir probierten Cornish Pasties und cornisches Eis (das wir gegen die Moewen verteidigen mussten) und holten uns Sonnenbrand. Gegen halb vier kehrten wir nach Penzance zurueck. Wie es weiterging und wir nach Hause gekommen sind? Das erzaehle ich ein anderes Mal!

Sunday, April 15, 2007

Ostern und Ausfluege

Eigentlich dachte ich ja, ich muesste fuer die letzten anderthalb Wochen einen gigantischen Buecherstapel fotografieren und darunter schreiben "Das war meine Woche". So gut wie kein Mensch, den ich kannte, war in Bristol, und die, die da waren, hatten Besuch und waren mit diesem beschaeftigt. Doch ich arbeitete nicht so viel, oder jedenfalls nicht so effizient, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte. Irgendwie kam immer was dazwischen, so wie ein Spaziergang durch das wirklich schoene Osterwetter, oder Waeschewaschen. Die Waschmaschinen in der Union sind schon wieder kaputt! Ist das zu glauben? Warum ueberlebt eigentlich keine englische Waschmaschine den Kontakt mit mir? Zum Glueck hatte ich einen Waschsalon in der Naehe entdeckt, was mich vor einem weiteren 20-Minuten-Marsch bewahrte. Doch ich quaelte mich auch und quaele mich immernoch langsam durch das englische Deliktsrecht. An den ersten Tagen war die Ruhe auch ganz schoen, so konnte ich die Eindruecke aus London verarbeiten. Und neue Reisen planen. Und eklige englische Ostereier essen (die sind mit weissem Fondant gefuellt und haben in der Mitte einen gelben "Dotter"). Von Ostern bekam ich allerdings kaum was mit, ausser Menschenmassen in den Strassen.
Am Dienstag holte ich mir allerdings erstmal ein Care-Paket von der Post ab, in dem leckere deutsche Ostereier waren (Danke, Oma!). Am Nachmittag fuhr ich mit Geline, einer Hollaenderin, die hier Praktikum macht, nach Weston-Super-Mare. Das ist ein bekannter und beliebter Badeort in einer Bucht am Meer. Ich weiss allerdings nicht so ganz, warum. Am fruehen Nachmittag verschwindet das Wasser, so das nur noch Sand, ein Pier mit Spielhalle und Blick auf die Inseln nahe des Ufers uebrig ist. Das Ortsbild ist nich so besonders schoen und gepraegt vom Tourismus -Fish and Chips Shops ueberall. Trotzdem spazierten wir eine Weile durch die Gegend und machten ab und an Pause. Geline versuchte, an einem Spieleautomaten das haesslichste Stofftier zu erbeuten und hatte zum Glueck Pech. Es war schoen warm- was zum ersten Eis des Sommers (auf dem Bild mit Geline) und zum ersten Sonnenbrand fuehrte.
Nach einem Tag lernen und planen (ich fahre nach Cornwall!) fuhr ich dann nach Birmingham. Ich wollte einen weiteren Eindruck von England kriegen, und habe mir dafuer eine grosse, von Industrie gepraegte Stadt ausgesucht. Birmingham hat viele Kriegsluecken, die mit moderner Architektur geschlossen wurden. Und wie einige Staedte, die sonst nicht viel zu bieten haben, macht Birmingham einen auf Kulturstadt. Nach knapp 3 Stunden Busfahrt kam ich an, und begann mit der Suche nach der Touristinfo, um mir einen handlichen Stadtplan zu besorgen. Nachdem ich etwas durch die Innenstadt mit ihren viktorianischen Gebaueden und modernen Hochhaeusern geirrt war, fand ich sie dann auch. Ich beschloss, mit Stadtmuseum und Kunstgalerie anzufangen. Dort konnte man sich sowohl ein wenig Leben in der Stadt als auch viele Bilder anschauen. Besonders bekannt ist das Museum fuer seine Prae-Raffaelitensammlung. So schaute ich mir einige Bilder mit Figuren mit riesigen Augen an und fragte mich, wo das denn bitte im Vergleich zufr sonstigen Malweise schlicht sein sollte. Als ich fertig war und die zweite Galerie nicht fand, lief ich zu den Kanaelen. Obwohl Birmingham weit weg vom Meer liegt, hat es ein Kanalsystem, dass frueher zum Transport schwerer Sachen genutzt wurde. Heute macht es im Stadzentrum einen hippen Eindruck, Cafes und teure Wohnungen liegen in der Naehe. Wenn man aber ein Stueck weiter an den Kanaelen entlanglaeuft, kommt man zu den alten Industrie- und Lagerhaeusern, die nicht besonders schoen sind. Ich lief eine Weile an den Kanaelen entlang (die in der Innenstadt von Messebesuchern mit rotem Rucksack umzingelt waren; Foto) und ueberlegte, ob ich nicht doch noch in eine andere Stadt fahren soll. Ich entdeckte noch eine Galerie mit moderner Kunst und schaute mir die Ausstellung an. Dann lief ich zum Bahnhof und stellte fest, dass der Zug in die andere Stadt zu lange braucht. Doch ich beschloss, mir die Back-to-Back-Houses anzuschauen, und das war eine gute Entscheidung. Back-to-Back-Houses waren die englischen Billigunterkuenfte zur Zeit der Industrialisierung. Es sind Haeuser, die direkt aneinander gebaut sind, nur durch eine Backsteinwand getrennt und doch komplett seperat. Also gibt es einen Eingang zur Strasse (den ihr auf dem Foto unten sehen koennt), und das zweite Haus schaut auf den Hinterhof, wo auch die Toiletten sind. Man kann die Haueser nur mit Fuehrung betreten, aber das machte es noch interessanter, denn an der Fuehrung nahmen Leute Teil, die selbst in diesen Haeuschen gewohnt hatten und von ihrem Leben dort erzaehlten. Ein Haus war im Stil der Mitte des 19. Jahrhunderts gestaltet, eins war viktorianisch und eins aus den 1930ern. Im letzten, das zur Strasse hinausging, war eine Schneiderwerkstatt aus den 1960ern. Die Raeume waren ca 3,5 mal 6 Meter lang, es gab drei Stockwerke und einen Kohlenkeller. Anfangs war noch irgendwo der Arbeitsplatz des Vaters untergebracht. Abfluesse und fliessend Wasser, sowie Strom, gab es erst in den 1930ern - man wollte, das die Kriegshelden gut nach Hause kommen. Unten war die Kueche mit einem riesigen Tisch, die oberen Raeume waren mit Betten ausgefuellt - in den Hauesern lebten Familien mit 10 Kindern, die dann auch noch untervermieteten! Es war extrem eng. Und doch waren die Haeuser bis in die 1960er hinein bewohnt, auch wenn es damals schon seit ueber 100 Jahren verboten war, neue derartige Haeuser zu bauen.
Nach einem interessasnten Nachmittag hatte ich noch anderthalb Stunden, die ich mit dem verbrachte, was man in Birmingham wirklich gut kann- ausgedehntes Window-Shopping. Es gibt ein riesiges Stadtzentrum mit Einkaufszentrum. Laut meinem Reisefuehre ist Selfridges (Foto) das architektionsiche Highlight. Es steht uebrigens neben einer alten Kirche. Zunaechst leistete ich mir allerdings einen Kaffee. Der erste ordentliche Kaffee seit Ewigkeiten! Toll! Kaffeesuechtige, die seit Monaten Instantkaffee trinken, werden mich verstehen. Um sechs begab ich mich dann zum Busbahnhof, wo unser Bus um sieben, mit einer halben Stunde Verspaetung, abfuhr.
Am Freitag versuchte ich wieder zu lernen und war abends mit ein paar Maedels weg. Samstag Morgen sah ich aus dem Fenster, sah Sonnenschein und beschloss, nach Glastonbury zu fahren. Glastonbury, auch bekannt als die "Island of Avalon", ist bekannt fuer sein Musikfestival, und fuer seine Hippies. Der ganze Kult dort rankt sich darum, dass angeblich Jesus persoenlich mal dort vorbei geschaut hat (was noch nicht mal so weit hergeholt ist, denn die Roemer waren dort stark praesent, und Jesus hatte reiche Kaufleute in seiner Verwandtschaft), und das einer seiner Verwandten den heiligen Gral dort hingebracht hat. Auch soll dort angeblich King Arthur zusammen mit seiner Koenigin Guinivere begraben liegen. Im 12. Jahrhundert fand man wirklich zwei Skelette dort, die man als die beiden identifizierte, doch man weiss nicht, ob die nach einem Feuer ziemlich heruntergekommene Abtei einfach nur neue Einnahmequellen suchte. Schliesslich gibt es noch Glastonbury Tor, einen Huegel, der aussieht als wuerde er aus Stufen bestehen, der ein Platz fuer tanzende Elfen sein soll.
Esotheriker/Hippie/Elfenfreund/Magier braucht. Ich begann damit, mir die Abtei anzuschauen, oder was noch davon uebrig ist. Fuer mittelalterliche Klosterorganisation fragt bitte Matze oder lest gleich sein Lieblingsbuch, Die Saeulen der Erde.
Der oeffentliche Nahverkehr brauchte 1,5 Stunden, um mich dorthin zu bringen. Vor Ort stellte ich dann fest, das es ein ganz normales und nicht besonders schoenes englisches Dorf ist, doch die ganze High Street lang ziehen sich laeden, mit allem was derfalls von Heinrich VIII aufgeloest und verfiel danach, man sieht nur noch die Reste der Ruinen auf der Wiese stehen. Das ist jedoch ausgesprochen malerisch. Und es war nicht nur eine der aeltesten Kirchen Englands, sondern auch eine sehr grosse (Foto oben), einst ein Wallfahrtsort mit vielen Reliquien. Man sieht, wo Arthurs Grab war. Vom Kloster sind nur noch Fundamente uebrig (auf dem Foto sieht man reste des Kreuzgangs), das einzige Gebaeude, das noch steht, ist die Kueche des Abts. Und man findet noch die Plantage mit den Apfelbaeumen fuer den Cider.
Danach besorgte ich mir Sonnencreme und lief hinauf zum Glastonbury Tor (Foto). "Tor" ist anscheinded keltisch fuer Huegel. Auf diesem Huegel, dessen aussergewoehnliche Form ein geologisches Phaenomen ist, steht noch ein einziger verbleibender Kirchturm aus dem Mittelalter. Ich stieg wieder hinab und landete and der Chalice Well, einer Quelle mit Heilwasser (Foto) in einem schoen anglegten Garten, in dem ich eine Weile Pause machte. Ich planschte mit meinen Fuessen ein bisschen im (sehr kalten) Heilwasser im dafuer angelegten Becken, denn es war heiss, fuellte meine Trinkflasche auf und freute mich ueber die Blumen und Baeume. Es sah esotherisch aus, aber schoen. Ich fuehlte mich friedlich.
Danach schaute ich mir kurz ein Museum ueber Landleben an, und lief zurueck ins Stadtzentrum. Da ich den Bus knapp verpasst hatte, hatte ich noch etwas Zeit um mich umzuschauen. Die Geschaefte boten ihre Buecher ueber die Mysterien von Glastonbury und Avalon, ihr Zauberzubehoer, ihre Mittelalterlichen Kleider, Duftkerzen und Elfenkostueme an. Auch massig kleine Elfenfiguren gab es (eine davon war maennlich, nackt und sein bestes Stueck war ziemlich lang), Bilder (mit einer Frau, die aussah wie Klara), Kristalle, Meditationszubehoer und alle moeglichen alternativen Therapien. Ich fuehlte mich an eine Stunde in der Massage Soc erinnert, als wir Reiki hatten und Sebastian und ich uns nicht ansahen, um nicht loszulachen (Reiki ist Heilung durch Energiefelder, aber man muss aufpassen, weil das Hunde suechtig und Pflanzen zu gross macht). Um zwanzig vor sechs befoerderte mich ein Bus aus dem Hippiedorf hinaus, und ich schwebte auf meiner Wolke aus Frieden und Duftkerzengeruch nach Hause.

Friday, April 06, 2007

Matze und Sarah in England

So, mal wieder ist eine Weile seit dem letzten Eintrag vergangen, und auch diesmal hatte es den erfreulichen Grund, dass ich Besuch aus Deutschland hatte - von den beiden Personen auf dem Foto, hier in den roemischen Baedern von Bath.
Matze und Sarah kamen am letzen Donnerstag um kurz nach zwoelf in Bristol Stadt an. Sie hatten es nach diversen Verspaetungen gerade noch geschafft, den Flughafen zu verlassen, bevor er ueber nacht zumachte und in den Bus zu steigen. Sarah und ich besetzten Heidis Zimmer, Matze schlief alleine in meinem Zimmer. Da Vijays Frau noch zu besuch war, war es zeitweise ziemlich voll in der Wohnung.
Am Donnerstag Mittag begann das Touri-Programm: Kirchen, Hafen(Foto), Park, Clifton Village, Clifton Suspension Bridge wurden abgelaufen. Abends, nachdem wir zu dritt ein halbes Kilo Spaghetti niedergemacht hatten, gingen wir dann noch weg.
Am naechsten Morgen standen wir relativ frueh auf, denn wir fuhren nach Bath. Bath ist eine Stadt in der Naehe von Bristol die eine heisse Quelle hat und die im 18./19. Jahrhundert beliebter Kurort war. Die Haeuser der Innenstadt, alle aus gelben Kalkstein, stehen komplett unter Denkmalschutz. Ausserdem hatte ich in Bath fast immer Glueck mit dem Wetter, so auch an diesem Tag. Wir begannen damit, uns die alten roemischen Baeder anzuschauen. Als sich die Leute beklagten, dass ihre Keller immer volllaufen, Fuehrte jemand Ausgrabungen durch und fand bei dieser Gelegenheit die alten roemischen Thermen, die dann prompt mit nachempfundenen 19. Jahrhundertbauten aufgestockt wurden. Es stellte sich heraus, dass es sich nicht nur um Thermen, sondern auch um ein Heiligtum fuer Sulis Minerva handelte. So kann man neben dem Schwimmbecken, dem Waermeraum, der Sauna und dem Kaeltebecken auch noch diverse Rekonstruktionen des Tempelkomplexes anschauen. Ausserdem findet man noch andere Dinge, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden, vor - so wie der vergoldete Kopf einer Statue, Fresken und Mosaike und schliesslich auch noch Grabsteine.
Danach schauten wir uns noch ein wenig die Stadt an und suchten einen Supermarkt zum Mittagessen kaufen. Wir assen vor der Kathedrale. Danach schauten wir uns die Assembly Rooms und das Modemuseum von Bath an. In den Assembly Rooms trafen sich frueher die Menschen zwecks der fest definierten Form von Unterhaltung. Schliesslich schauten wir uns noch das "Pflichtprogramm" eines Touris in Bath an - Royal Crescent, Royal Circle und Pultney Bridge, eine komplett bebaute Bruecke - und begaben uns dann auf den Heimweg.
Am naechsten Tag schauten wir uns Bristols Gratismuseen an. Das sind die Red Lodge, ein Haus mit ein paar Raeumen, die sich im Tudorstil erhalten haben, das Stadtmuseum, wo ich meinen Besuch "parkte" und E-Mails checken ging, und das Georgian Haus, das Haus eines wohlhabenden Kaufmanns aus dem 18. Jahrhundert. Faszinierend hier war vor allem das Leben der Dienstboten: im Keller sah man eine ganze Ansammlung von Glocken, die mit einem Klingelzug verbunden waren, und in der Kueche kam sogar ein Sprachrohr an.
Am naechsten Morgen mussten wir frueh raus, denn um 7.20 fuhr unser Bus nach London. Zugegeben, wir kamen relativ knapp an, aber der Busfahrer erzaehlte uns erstmal, was wir fuer ein Glueck haetten, dass sie unsere Plaetze nicht weggegeben haetten. Nach 2 1/12 Stunden Fahrt erreichten wir dann London, frueher als erwartet. Dort schleppten wir zunaechst unser Zeug zu unserem sehr zentral am Piccadilly Circus gelegenen Hostel. Einchecken konnten wir noch nicht, nur unseren Kram abladen. Das taten wir dann auch und liefen dann zurueck zum Buckingham Palace, um uns eine Wachabloesung anzuschauen. Unterwegs namen wir noch einen Prospekt mit Stadtplan und Sehenswuerdigkeiten mit.
Von der Wachabloesung sahen wir allerdings nicht viel, da um den Palast herum massig Touris standen, die die gleiche Idee gehabt hatten. So sahen wir eine Kapelle einmarschieren, Soldaten einmaschieren, ein Korps hineinreiten, aber von der Wachabloesung selber nur ein paar Bewegungen. Das wurde uns schnell zu doof, und so zogen wir weiter zur Westminster Abbey. Den Namen hat wohl jeder schon gehoert, aber innen ist es trotzdem krass: das ist keine Kirche, sondern ein Friedhof fuer beruehmte Persoenlichkeiten mit Sammellager fuer Marmorstatuen. Wir liefen an den Graebern diverser Koenige, unter anderem dem von Elisabeth der 1,. die mit iherer Halbschwester Mary im selben Grab liegt, vorbei, am Kroenungsstuhl, und an den Grabstaetten und Gedenktafeln vieler anderer beruehmter Leute.
Danach schauten wir uns Big Ben und die Houses of Parliament an, und dann liefen wir am Themseufer entlang zur Tate Modern. Dort setzten wir Matze in die Sonne und schauten uns die Ausstellung an, die einige interessante Objekte beinhaltete, aber auch vieles, was nur schwer zugaenglich ist. Ueber eines der schwer zugaenglichen Kunstwerke mussten Sarah und ich dann doch lachen: die Tate Modern hat sich doch tatsaechlich unser Kassler Beuys-Kunstwerk mit dem VW-Bus und den Schlitten ausgeliehen!
Danach liefen wir ueber die Millenium-Bridge zurueck, kauften kurz entschlossen Karten fuer das Musical (Guys and Dolls), das im Piccadilly Theatre und damit unter unserem Hostel spielte, und checkten ein. Bei dieser Gelegenheit chancelte ich dann die Betten fuer Matze und Sarah fuer den naechsten Abend, was zum Glueck problemlos klappte.
Den Abend verbrachten wir dann im Musical. Es war nett, es war gute Unterhaltung, aber es war kein absolutes Highlight- die Stimmen der Frauen waren teilweise sehr schrill. Dann folgte ein Abendessen bei McDonalds und dann begann das Warten auf die Bettwaesche - sie sollte gestellt werden, doch war nicht da. Dabei entstand dieses Foto im Fruehstueckszimmer. Schliesslich kam sie doch noch, und wir konnten endlich schlafen. Am naechsten Morgen wollten wir wieder frueh los, um noch einiges zu sehen. Matze testete in der Nacht, dass seine Steinzeitinstinkte noch funktionieren - er lag naeher an der Tuer und wachte auf, als der Mensch, mit dem wir das Zimmer teilten, heimkam, waehrend Sarah und ich in unserem wackeligen Etagenbett weiterschliefen.
Es war ja Matzes und Sarahs letzter Tag in England. Nachdem wir unser aus Toast bestehendes Fruehstueck gegessen hatten, fuhren wir mit der U-Bahn zu St Paul's Cathedral, die wir am vorherigen Tag aus Zeitgruenden nicht mehr angeschaut hatten. Die Kirche wirkte hell und freundlich, insbesondere im Vergleich zu Westminster Abbey. Wir kletterten hinauf zur Wispering Gallery (die wir nicht zum funktionieren kriegten). Dort, unter der riesigen Kuppel und mit schoenem Ausblick in die Kirche, fiel mir ein, dass ich Hoehenangst habe. Ich schaffte es noch bis zur Stone Gallerie, und schaute mir London von dort an. Auf die Golden Gallerie ganz oben wollte ich nicht mehr klettern- Gittertreppen. Aber der Ausblick war auch so beeindruckend. Danach fuhren wir mit der U-Bahn zu Harrod's (Foto) - ein Riesen-Kaufhaus, wo es wirklich alles gibt - wenn auch zu ziemlich hohen Preisen. Ich war geschockt, als ich wirklich eine Abteilung fuer Hundeklamotten fand.
Danach liefen wir noch durch das Albert and Victoria Museum, ebenfalls ein Riesenkomplex. Nur die Motivation begann zu schwinden. Und so begaben wir uns bald zurueck ins West End, wo ich Matze und Sarah mit Fish and Chips bekannt machte. Dann holten wir noch die Sachen der beiden aus dem Hostel, und dann war der Moment des Abschieds gekommen und die beiden machten sich auf die Suche nach ihrem Bus zum Flughafen.
Ich ging zurueck ins Hostel, lernte meine neuen Zimmergenossen kennen, ging duschen und schlief um halb elf. Am naechsten Morgen wachte ich frueh auf. Ich checkte aus und machte mich mit meinem leichten Gepaeck auf den Weg zum Tower of London. In diesem verbrachte ich den ganzen Vormittag, bis ich zu meinem Bus musste, der um 3.00 abfuhr. Es gab viel zu sehen - einen Einblick in das mittelalterliche Schloss, das der Tower einmal war, einen Einblick in Waffenlager, Folterkammer und Gefaengnis. Der Tower ist uebrigens noch bewohnt; in den aeusseren Anlagen wohnen die Yeoman Guards mit ihren Familien. Ich nahm auch an einer Fuehrung mit einem von diesen Guards teil und hoerte die Geschichten von Anne Boleyn, der neun Tage Koenigin Jane Gray und der blutigsten Hinrichtung, die jemals auf Tower Hill (die meisten Hinrichtungen fanden dort, nicht im Tower selber statt) stattgefunden hat. Jemand hatte den Henker nicht bestochen, der obendrein noch besoffen und Metzger war und somit 6 Hieben getoete wurde - und da war der Kopf immer noch nicht ab! Also griff der Henker zu seinem Fleischermesser. Anne Boleyn hingegen wurde mit einem Schwert enthauptet, wofuer extra ein Henker aus Frankreich importiert wurde.
Im White Tower gab es auch eine Ausstellung ueber Guy Fawkes. Das ist der Katholik, der versuchte, die Houses of Parliament zu sprengen. Im Bloody Tower wurde die Geschichte von den zwei Prinzen erzaehlt, die auf mysterioese Art verschwanden, um ihrem Onkel Richard III den Weg zum Thron frei zu machen. Es geht das Geruecht um, sie seien im Tower ermordet worden. In einem anderen Turm konnte man die Graffitis bewundern, die die Insassen hinterlassen hatten. Teilweise waren sie gute Steinmetze.
Schliesslich gab es noch die Kronjuwelen. Ich glaube, ich weiss warum man von den "Kronjuwelen" spricht: die Rahmen der Kronen werden irgendwann alt und zu schwer, und so werden die Juwelen herausgenommen und in einen neuen Rahmen gesetzt. Die alten Rahmen konnte man in einer seperaten Ausstellung anschauen. Fuer die Kronjuwelen selbst musste man Schlange stehen. Man wurde an Kroenungsszenen von Elisabeth II und Bildern der Kronjuwelen vorbei geleitet und fuhr anschliessend auf einem Foerderband an diversen Kronen vorbei. Warum es so viele gibt, weiss ich auch nicht. Man konnte sich auch andere Dinge, die bei der Kroenungszeremonie verwendet werden, anschauen. Also Loeffel, Schwert, Mantel... die Bedeutung wurde nicht erklaert. Nach einem langen Vormittag begab ich mich zum Busbahnhof und fuhr in einem vollbesetzten Bus, der leider ein paar technische Schwierigkeiten mit der Klimaanlage hatte, nach Hause.
Dort sitzte ich auch jetzt und versuche ueber Ostern, wo eh keiner Zeit hat, wenigstens etwas zu arbeiten. Frohe Ostern!